© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 25/21 / 18. Juni 2021

Jenseits von Hollywood
Streaming und Kino in der Corona-Krise: Das Festivalfilm-Portal Mubi lockt mit „handverlesenen“ Werken
Gil Barkei

Mit dem Geschäft der Streamingdienste in der Corona-Krise hat auch die Film-Piraterie zugenommen. Laut des britischen Branchendienstes Muso sind die Zugriffe auf entsprechende illegale Portale in Deutschland während der Lockdowns um 36 Prozent gestiegen; in Spanien und Italien sogar um 50 beziehungsweise 60 Prozent.

Viele Zuschauer blicken beim Über-Angebot von Netflix, Disney+, Apple TV+, Amazon Prime & Co. kaum noch durch und wollen nicht mehr für jeden einzelnen Streamingdienst zahlen. Zumal auch Privatsender wie RTL und ProSieben ihre Online-Angebote ausbauen und die Öffentlich-Rechtlichen starke umfangreiche Mediatheken etabliert haben.

Gleichzeitig stehen viele angesichts der geplanten Öffnung der Lichtspielhäuser ab dem 1. Juli vor der bangen Frage, wie sich das Geschäft mit der großen Leinwand in der Pandemie verändert hat. Laut einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung würden 15 Prozent der Befragten vorerst nicht mehr ins Kino gehen. Neue Kooperationen erscheinen am Horizont. „Ich glaube, daß man tatsächlich auch als Kino – und das überlegen wir als Verband – vielleicht sogar mit Streamingdiensten gemeinsam was machen sollte“, sagt die Chefin des Hauptverbands Deutscher Filmtheater (HDF), Christine Berg, gegenüber dem Deutschlandfunk Nova.

In dieser Gemengelage kann der kleine, bereits 2007 gegründete Streamingdienst mubi.com derzeit punkten. Im Gegensatz zu den großen Studio-Streaminganbietern möchte die vom türkischen Elektronikingenieur Efe Çakarel aufgebaute Plattform keine Blockbuster und Eigenproduktionen anbieten, sondern „Kult-Klassiker“ und „moderne Meisterwerke“ von „den größten Regisseuren aller Zeiten bis zu den frischesten Talenten“ sowie Arthouse- und Nischenfilme aus „allen Teilen der Welt“ – quasi das kleine Festival- und Autorenkino für die Hosentasche, gefördert von der EU. Täglich wird ein von Kuratoren „handverlesenes“ Werk empfohlen. Im eigenen sozialen Netzwerk mit laut eigenen Angaben über 11,5 Millionen Mitgliedern können die angebotenen Filme diskutiert werden. 9,99 Euro kostet die monatliche Mitgliedschaft, Studenten zahlen 5,99 Euro.