© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 26/21 / 25. Juni 2021

CD-Kritik: Georg Noeldeke – Josph Bodin de Boismortier
Tönend bewegte Formen
Jens Knorr

Mit ihrer Einspielung der Diverses Pièces de Viole op. 31 bringen die Gambisten Georg Noeldeke und Rahel Klein, das Duo „Les Deux Violes“, ihre mehrjährige Rekonstruktionstätigkeit an Werken des französischen Flötisten, Cembalisten und Komponisten Joseph Bodin de Boismortier (1689–1755) zu vorläufigem Abschluß. Mit den fünf Suiten, von denen vier Ersteinspielungen sind, liegen nunmehr alle Kompositionen, die Boismortier für die Gambe, die sechs- bzw. siebensaitige Kniegeige, geschrieben hat, auf Tonträgern vor.

„Seiner Musik braucht man nicht ‘auf die Sprünge zu helfen’, die Musiker müssen sie nur informiert, gut und auf authentischen Instrumenten spielen“, postuliert Noeldeke und führt diesen seinen Anspruch im Verein mit Rahel Klein und dem Gitarristen Thorsten Bleich auf historischen oder historischen Vorbildern nachgebauten Instrumenten ganz genauso durch: fünf Suiten als tönend bewegte Formen. Dabei ersetzen Theorbe und Barockgitarre das im Basso continuo übliche Cembalo, das Noeldeke „aus Gründen des persönlichen Geschmacks nicht für geeignet (hält), französische Gambenmusik zu begleiten, zu ‘beschatten’, zu stützen“.

Noeldekes eigene Komposition von 2019, „Schatten“ für zwei Baßgamben von 2019, läßt den Hörer sinnen, ob er aus den hauchdünnen gläsernen Tafeln, Träger vergessener Träume, seine Gegenwart lesen oder am Ende gar in lang abgelebte Vergangenheit gezogen werden soll. Da fährt kein Nimrod in die Grube Minroud ein.

Joseph Bodin de Boismortier Diverses Pièces de Viole op. 31 Georg Noeldeke: Schatten Antes Edition/Bella Musica 2021  ww.bella-musica.de  www.georgnoeldeke.com