© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 26/21 / 25. Juni 2021

Der Haussegen hängt schief
Rupert Murdoch: Medienmogul macht Milliarden-Deals, aber einstige Stützen sind angeschlagen
Julian Schneider

Als Rupert Murdoch vor drei Monaten seinen 90. Geburtstag feierte, da hagelte es Glückwünsche von vielen Seiten, aber es gibt auch Mißtöne. In der Familie des australisch-amerikanischen Medienzaren hängt der Haussegen eher schief, seit einer seiner Söhne als ideologischer Linksabweichler den politischen Kurs des Patriarchen angreift. Der greise Konzernlenker, der zwischen seinem Anwesen im idyllischen Oxfordshire und dem Firmensitz in Los Angeles pendelt, muß entscheiden, wem er einmal die Führung seiner News Corp und der Fox Corporation zu übertragen gedenkt. Fraglich ist, ob es gelingt, das Medienimperium zusammenzuhalten und fortzuführen.

Murdoch macht noch immer geschickte Mega-Deals, bei denen er Milliarden verdient, etwa vor zwei Jahren beim Verkauf der Mehrheit an den 21st Century Fox Filmstudios an Disney. Auf mehr als 22 Milliarden Dollar schätzt Forbes das Vermögen der Familie von Murdoch, der jedem seiner sechs Kinder aus den ersten drei Ehen etwa zwei Milliarden Dollar übertragen hat.

Aber einige der Medien, die Murdoch einst als „Lieblingsspielzeuge“ betrachtete und mit denen er großen politischen Einfluß ausübte, laufen inzwischen nicht mehr so gut wie früher. Sein englisches Massenblatt The Sun, von dem in den Achtzigern und Neunzigern bis zu vier Millionen Exemplare pro Tag verkauft wurden, ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Einst konnten zu Thatchers Zeiten donnernde Schlagzeilen der Sun die Politik bewegen. Inzwischen ist die Auflage aber unter eine Million gesunken. Murdochs britische Zeitungsfirma, die die Sun herausgibt, hat den Wert der Boulevardzeitung sogar auf null abgeschrieben. Einflußreicher als die Sun ist heute das rechte Konkurrenzblatt Daily Mail.

Spenden an Trump-Gegner und linke NGOs

Schwer angeschlagen ist seit der Abwahl von Donald Trump auch der kämpferisch-rechte Fernsehsender Fox News, der in Trumps Präsidentenzeit auf einer Welle von Zuschauerrekorden ritt, seitdem aber eingebrochen ist. Allerdings hat auch das linke Pendant CNN geringere Einschaltquoten. Potentiell sehr teuer könnte ein noch schwebender Prozeß eines Wahlautomatenherstellers gegen Fox News werden. Die Firma will Schadenersatz wegen der Behauptung einiger Fox-Journalisten, die Trump-Abwahl sei gefälscht worden.

Was den 90jährigen Medienzar, der einst mit einer australischen Provinzzeitung seines Vaters anfing und dann ein globales Imperium aufbaute, besonders beunruhigen dürfte, ist der familieninterne Zwist. Murdochs ältester Sohn Lachlan (49) teilt seine politisch konservative Weltanschauung, er gilt als der „geborene Erbe“, doch war er auch mal längere Zeit abgetaucht, und manche zweifeln an seinen Managementfähigkeiten. „Rupert hat das Imperium aufgebaut, das gibt ihm Prestige und Status im Imperium, die Lachlan nie haben wird“, sagt Rodney Tiffen, Professor an der Universität Sydney und Autor einer Murdoch-Biographie. Das Tagesgeschäft bei Fox News steuert ohnehin der Manager Viet Dinh, ein konservativer Jurist und ehemaliger Vize-Generalstaatsanwalt.

Mit seinem zweiten Sohn James Murdoch (48) liegt der Alte politisch über Kreuz. James hat öffentlich einige australische Zeitungen seines Vaters angegriffen, weil diese den menschengemachten Klimawandel geleugnet oder heruntergespielt hätten. James und seine Frau Kathryn sind sogar „Mega-Spender für die Linke“, wie der australische Spectator kürzlich schrieb, nachdem herauskam, daß James und seine Frau nicht nur Millionen an Trump-Gegner spendeten, sondern sogar 100 Millionen Dollar an eher linke NGOs verteilt haben.

Die Anteile im Murdoch-Trust gehören zu je einem Viertel den vier ältesten Kindern des Patriarchen. Einige Beobachter spekulieren, daß James versuchen könnte, seinen konservativen Bruder auszubooten und die Richtung der Sender und Zeitungen zu ändern. Ein Verkauf von „Fox News“ dürfte aber schwierig werden.

Was Rupert über all das denkt, dringt nicht nach draußen. Der in vierter Ehe verheiratete Alte meinte vor zwanzig Jahren, mit spätestens 90 werde seine Zeit abgelaufen sein. Das selbst prognostizierte Sterbedatum hat er nun überschritten. Manche erinnern daran, daß Murdochs Mutter Elisabeth sogar 103 Jahre alt wurde.