© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 26/21 / 25. Juni 2021

Lieber mal die Klappe halten
Allensbach-Umfrage: Rund die Hälfte der Deutschen meint, sich nicht mehr frei äußern zu können
Björn Harms

Die Ergebnisse sind alarmierend: Nur noch knapp die Hälfte aller Deutschen ist der Ansicht, ihre politische Meinung frei äußern zu können. Das ist der niedrigste Wert seit 1953, als das Allensbach-Institut begann, die gefühlte Meinungsfreiheit in Deutschland mittels repräsentativer Umfragen zu messen. Am meisten fühlen sich AfD-Anhänger gegängelt. Nur zwölf Prozent glauben, sich frei äußern zu können. 62 Prozent von ihnen gaben an, daß es besser sei, vorsichtig zu sein. Bei den Grünen hingegen meinen 62 Prozent: „Man kann seine Meinung frei sagen.“ Doch auch hier halten sich 31 Prozent der Wähler lieber zurück.

59 Prozenten aller Befragten gaben zudem an, der Islam sei ein heikles Thema, bei dem man sich leicht den Mund verbrennen könne. Schon 2007 lag der Wert bei 61 Prozent, 1996 bei 15 Prozent. Deutlich gestiegen ist die Ansicht, sich nicht mehr über Vaterlandsliebe oder Patriotismus frei unterhalten zu können (2021: 38 Prozent, 2007: 31 Prozent, 1996: 16 Prozent). „Es spricht einiges dafür, daß sich die intellektuellen Diskussionen – einschließlich der Diskussionen in maßgeblichen Massenmedien – teilweise von der Lebenswirklichkeit der Bürger entkoppelt haben“, kommentierte Allensbach-Präsident Thomas Petersen in der FAZ.  Dies aber bedeute „für die Gesellschaft Konfliktpotential“. Gerade beim Thema „gendergerechte Sprache“ würden sich viele Deutsche gegängelt fühlen.