© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 26/21 / 25. Juni 2021

Meldungen

Maoris entdeckten Antarktis im 7. Jahrhundert 

HEIDELBERG. Als Entdecker der Antarktis, welche den Südkontinent im Jahre 1820 kurz nacheinander erreichten, gelten gemeinhin der russische Marineoffizier deutsch-baltischer Herkunft Fabian Gottlieb von Bellingshausen, der irisch-britische Seefahrer Edward Bransfield und der US-amerikanische Robbenjäger Nathaniel Palmer. Möglicherweise wurde die Antarktis aber schon im 7. Jahrhundert von Angehörigen des polynesischen Volkes der Maori gesichtet, das sich schließlich im 13. Jahrhundert auf Neuseeland niederließ. Dies geht aus einer Auswertung zahlreicher bildlicher und mündlicher Quellen durch Wissenschaftler vom Manaaki Whenua Landcare Research New Zealand Institute hervor. Die Maori waren damals unter der Führung ihres Häuptlings Hui Te Rangiora den Wanderungswegen der Buckelwale zwischen den wärmeren Zonen des Pazifiks und den Gewässern rund um die Antarktis gefolgt und könnten so auch auf die Landmasse im Süden gestoßen sein (Online-Ausgabe von Spektrum der Wissenschaft vom 8. Juni 2021). Auf jeden Fall gelangte das polynesische Volk dann im 12. oder 13. Jahrhundert bis zu den Auckland-Inseln in der Subantarktis, wo man 1998 auf Enderby Island, der nördlichsten dieser heute unbewohnten Vulkaninseln Reste einer Siedlung der Maori fand. (ts)

 www.spektrum.de





Gebetsbuch der Herzogin: Erste Frau einfach übermalt

LONG ISLAND CITY. Am 28. August 1431 heiratete der spätere Herzog Franz I. von Bretagne aus dem Hause Dreux-Montfort Yolande d’Anjou. Aus Anlaß der während des Hundertjährigen Krieges politisch geschickt manövrierten Eheschließung erhielt die Braut von ihrer Mutter, Jolanthe von Aragón, Frau des Herzogs Ludwig II. von Anjou und zugleich Titularkönigin von Neapel, Sizilien und Jerusalem, ein aufwendig gestaltetes Andachtsbuch für das Stundengebet. Darin befand sich unter anderem eine Zeichnung, die Yolande kniend zu Füßen der Jungfrau Maria zeigte. Im Juli 1440 starb die Gemahlin von Franz I. dann im Alter von nur 27 Jahren. Daraufhin ehelichte der Witwer am 30. Oktober 1442 die schottische Prinzessin Isabella Stewart. Anschließend muß Franz den Auftrag gegeben haben, das Abbild von Yolande in dem Stundenbuch mit dem Konterfei seiner neuen Gattin zu übermalen. Dieser etwas pietätlose „Frauentausch“ kam jetzt zutage, als Wissenschaftler der University of Cambridge die Handschrift mittels Nah-Infrarot untersuchten (Archaeology Magazine 6/2021). Das Stundenbuch ist derzeit Teil einer Ausstellung im Fitzwilliam Museum der Universität Cambridge zum Thema „The Human Touch“, die noch bis zum 1. August 2021 gezeigt wird. (ts)

 www.archaeology.org





Erste Sätze

Unsere frische und gesunde Augenblicksarbeit wird nicht unmittelbar bestimmt durch Vermutungen über ganz ferne Dinge der Vergangenheit oder Zukunft.

Wilhelm Bölsche: Der Mensch der Zukunft, Stuttgart 1915





Historisches Kalenderblatt

1. Juli 1911: Im Streit mit Frankreich um die koloniale Zukunft des Sultanats Marokko löst die Entsendung des deutschen Kanonenboots Panther nach Agadir die Zweite Marokkokrise aus, die am Ende die außenpolitische Isolation des Deutschen Reiches weiter zuspitzt.