Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht: Neben dem 4:2 unserer Nationalelf gegen Portugal hat mich das Spiel Ungarn gegen Frankreich am meisten begeistert. Der Kampf und der unbedingte Wille, mit denen sich die unterlegenen Gastgeber gegen den Weltmeister gewehrt haben, riß mich vom Sofa. 

Und dazu die bis auf den letzten Platz gefüllte Puskás-Arena! Die leidenschaftlichen Zuschauer trieben ihre Mannschaft zur Höchstleistung und zum Unentschieden. Es war Fußball wie früher.

Noch vor dem Anpfiff versuchte die Spaßbremse am ARD-Mikrofon, mir ein schlechtes Gewissen für die Gänsehaut über die so lang vermißte Atmosphäre einzureden. Schon wieder dieses Geseier über korrektes Verhalten in der Pandemie – ich kann’s nicht mehr ertragen. Nur um der genialen Stimmung zu lauschen, schaltete ich den Ton nicht ab. Und so hörte ich den Reporter später sagen, daß Ungarn nur Geimpfte ins Stadion läßt. Ja, wozu dann die Aufregung zu Beginn? Irgendwann konnte auch der ARD-Mann nicht mehr anders, als sich vom Hexenkessel mitreißen zu lassen und sich daran zu erfreuen. Geht doch!

Am kommenden Tag folgte der nächste journalistische Versuch, das geniale Erlebnis kaputtzuschreiben. Ein dpa-Reporter will gehört haben, was weder der ARD-Kollege noch die Fernsehzuschauer wahrnahmen: Frankreichs Weltstar Mbappé sei bei seinen Ballberührungen mit „Affenlauten“ geschmäht worden. 

Prompt landete die dubiose Behauptung in den Schlagzeilen. Mensch Leute, hört doch auf damit, irgend etwas zu konstruieren, nur damit die Ungarn wie rassistische Corona-Leugner aussehen.