© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 27/21 / 02. Juli 2021

Meldungen

Impfstoffe: Patentfreigabe zerstört Innovationsanreiz

DÜSSELDORF. Der Ökomom Justus Haucap hat vor einer Patentfreigabe bei Corona-Impfstoffen gewarnt. Was als Akt der Menschlichkeit gelte, berge große Probleme: „Erstens ist umstritten, ob eine Freigabe tatsächlich schnell zu einer höheren Produktionsmenge führen würde“, erklärte der Direktor des Düsseldorf Institute for Competition Economics (Dice) in der Welt. „Insbesondere die Herstellung der besonders begehrten mRNA-Impfstoffe ist komplex, und viele Vorprodukte können ebenfalls nur begrenzt hergestellt werden.“ Zweitens zerstöre die Patentfreigabe Innovationsanreize: „Die Aussicht, als einer der wenigen erfolgreich einen Impfstoff zu entwickeln und damit dann auch viel Geld verdienen zu können, motiviert die Unternehmen und ihre Eigentümer, in solch ein riskantes Vorhaben zu investieren“, so der frühere Chef der Monopolkommission. Die Mainzer Firma Biontech habe kein mRNA-Monopol, mit Moderna gebe es einen zweiten Hersteller und mehrere Vektorimpfstoffe. Den Entwicklungsländern müsse geholfen werden, aber das könne „durch den Impfstoffexport oder eine lizenzierte Produktion oder beides geschehen“. (fis)

 www.dice.hhu.de





Welthandel: Überlastete Häfen und Terminals

HAMBURG. Daß viele deutsche Firmen unter Materialmangel (JF 25/21) leiden, liegt auch an Transportengpässen im Welthandel und der Abhängigkeit von China. „Wir geben wirklich unser Bestes, um unseren Kunden die gebuchte Schiffskapazität auch zuzusichern. Eine völlige Garantie kann man aber heute nicht geben“, erklärte Hapag-Lloyd-Vorstandschef Rolf Habben Jansen im Handelsblatt. Durch verstopfte Häfen und überlastete Terminals gebe es massive Verspätungen, zudem seien manche Kunden von der komplexen Situation überfordert: „Lagen die No-Show-Raten, also das Ausbleiben der zu verladenden Fracht, früher bei 20 Prozent, sind sie inzwischen auf 30 bis 40 Prozent gestiegen. Das heißt, man muß das Schiff überbuchen, sonst fährt man am Ende mit Leerkapazitäten“, so der niederländische Reederei-Experte. Derzeit kostet ein 40-Fuß-Standardcontainer von China nach Rotterdam fast 9.500 Euro, aber auf Dauer werde die Frachtrate „wieder deutlich sinken, auch wenn sie wahrscheinlich zehn bis 20 Prozent über dem Niveau von 2020 bleiben wird“, so Jansen. (fis)

 www.hapag-lloyd.de





Zahl der Woche 

Mit 19 Übernachtungen pro Einwohner hat Mecklenburg-Vorpommern die höchste Tourismusintensität Deutschlands. Mit 317.000 Schlafgelegenheiten liegt das Bundesland auch vor Schleswig-Holstein (309.000) und der Region Oberbayern (270.000). Die EU-weit höchste Übernachtungskapazität bietet die kroatische Adriaküste (1.081.000). Es folgen die norditalienische Region Venetien (794.000) und die katalonische Costa Brava (792.000). Quelle: Statistisches Bundesamt/Eurostat