© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 27/21 / 02. Juli 2021

Die Öffentlich-Rechtlichen zwischen Markt und Gemeinwohl
Mehr Klimaerziehung im Fernsehen
(dg)

Realisieren sich die Visionen des Spitzenpersonals von ARD und ZDF, verwandeln sich beide Säulen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) bis 2030 in digitale Plattformen. Und da alle bisherigen Aussagen, die Programmverantwortliche zu diesem „Reformprozeß“ treffen, primär die Organisation und kaum Inhalte thematisieren, dürfe niemand hoffen, in zehn Jahren noch ein „gemeinwohlorientiertes Kommunikationsnetzwerk“ vorzufinden, das die MDR-Intendantin Karola Wille ihren Zwangsgebührenzahlern verspricht. Stattdessen, so fürchtet Robert Krieg,  Soziologe und Mitglied des WDR-Rundfunkrats, erwarte sie ein Angebot, das sich an der „marktradikalen Logik von Unternehmensberatern“ orientiere, die mediale Inhalte letztlich als beliebige Produkte begreifen, die auf dem medialen Markt um die Zeit und Aufmerksamkeit der Nutzer buhlen (Blätter für deutsche und internationale Politik, 6/2021). Dieser längst eingeschlagene Kurs führe zu weiterer Verflachung des Programms, beschleunige die „Fragmentierung der Gesellschaft“  und widerspreche dem volkspädagogischen Auftrag des ÖRR. Um den Bildungsanspruch an den ÖRR zu erfüllen, seien Nutzer nicht auf dem Niveau „abzuholen“, auf dem sie sich gerade befinden. Vielmehr sollte man sie „ins Unbekannte mitnehmen“, um sie aus der Vereinzelung zu befreien. Für Robert Krieg bedeutet diese gegen den „Markt“ und für das „Gemeinwohl“ optierende Entscheidung noch mehr Erziehungs- und Haltungs-TV, da die „wohl wichtigste gesellschaftspolitische Debatte unserer Zeit, die Klimafrage“, im „Live-Programm täglicher Klimasendungen“ Stetigkeit erfahren soll. 


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