© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 27/21 / 02. Juli 2021

Meldungen

Anti-Diskriminierungs-AG für Mohr mit Smaragdstufe

DRESDEN. Die Debatte um das „koloniale Erbe“ hat jetzt das Grüne Gewölbe in Dresden, die Sammlung in der Schatzkammer der Wettiner Fürsten, erreicht. Anlaß ist der berühmte „Mohr mit Smaragdstufe“ im Juwelenzimmer, den Rudolf II., Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, 1581 an den Sächsischen Kurfürsten August verschenkt hat. Die Figur symbolisiere „in jedem stereotypen Detail vermeintliche ‘Andersartigkeit’: dunkle Hautfarbe, als ‘afrikanisch’ gelesene Physiognomie, Tätowierungen und Schmuckstücke, die wiederum als Repräsentationsformen indigener Kulturen Nord-amerikas gedeutet wurden“, schrieb Marion Ackermann, seit 2016 Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), in der Sächsischen Zeitung. Zudem sei aus „postkolonialer Sicht“ auch die Herkunft der Edelsteine „aus kolumbianischen Smaragdminen, die während spanischer Eroberungskriege 1537 erschlossen wurden, problematisch“, so die frühere Leiterin der Kunstsammlung NRW. Die Schönheit des Schildpatt-Materials werde „getrübt durch den Gedanken an das viel zu spät ratifizierte Artenschutzabkommen für Meeresschildkröten“, meinte die 55jährige SKD-Chefin. Dieses Ausstellungsobjekt „dauerhaft aus der öffentlichen Wahrnehmung zu entfernen“, sei aber keine Lösung, besser sei eine kritische Kontextualisierung: „Es können Archivmaterialien, historische Quellen oder zeitgenössische Interviews, Textkommentare analog oder digital hinzugefügt“ oder „künstlerische Interventionen“ gefördert werden, erläuterte Ackermann. Ein wichtiger Schritt sei gewesen, eine „Anti-Diskriminierungs-AG“ zu gründen, in die „interne Mitarbeiter*innen“ und externe „thinkers of color“ eingebunden seien. Eine weitere Aufgabe werde es sein, „die vielfältigen Möglichkeiten des geteilten gemeinsamen Erbes, der Restitution, des Heilens auszuloten“, so die SKD-Generaldirektorin. (fis)

 skd-online-collection.skd.museum





Gera: Hertie-Stammhaus soll Stadtbibliothek werden

GERA. Das seit 20 Jahren leerstehende Horten-Kaufhaus in der früheren thüringischen Residenzstadt Gera soll Kultureinrichtung werden. „Wir wollen, daß die Stadtbibliothek hier einzieht“, erklärte Oberbürgermeister Julian Vonarb im MDR. Das 1972 eingeweihte und mehrfach renovierte Bibliotheksgebäude werde den heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht. „Das wollen wir mit dem Umzug ändern“, so der Ex-CDU-Politiker. Nach dem Umzug soll die Stadtbibliothek, die 2020 ihren 100. Geburtstag feierte, zusätzlich Treffpunkt für Veranstaltungen, Kurse und Bildungsangebote werden. All das sei in dem vierstöckigen Kaufhaus mit einst 10.000 Quadratmeter Verkaufsfläche möglich. Das 1912 eröffnete Stammhaus des Kaufmanns Oscar Tietz mit seinem Lichthof, der gläsernen Kuppel und den monumentalen Säulen steht unter Denkmalschutz. Es gehört derzeit einem Geraer Unternehmer. (fis)

 www.biblio-gera.de





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