© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 28/21 / 09. Juli 2021

„Es soll erneut vertuscht werden“
Würzburg: Von Beginn an war eine islamistische Motivation des Täters zu erkennen, sagt der Ex-Dschihadist und Anti-Islamisierungsexperte Irfan Peci. Doch der Anschlag sollte als eine Art Unfall wahrgenommen werden
Moritz Schwarz

Herr Peci, wird sich nach dem Anschlag von Würzburg diesmal etwas ändern?

Irfan Peci: Das sehe ich nicht. Die Reaktionen zeigen doch, daß man erneut vertuschen will. 

Was wird vertuscht?

Peci: Zum einen der Zusammenhang zur unkontrollierten Masseneinwanderung, zum anderen die islamistische Motivation des Täters. 

War es nicht richtig, bezüglich letzterer erstmal zu ermitteln? Denn „Allahu akbar“ kann auch ein psychisch verwirrter Moslem rufen. 

Peci: Noch am Tattag habe ich in einem Youtube-Livestream etliche Indizien aufgezeigt, die auch den Medien hätten klarmachen können, daß eine islamistische Motivation naheliegend ist. 

Zum Beispiel? 

Peci: Etwa ist der Täter Somalier, Somalia steht stark unter islamistischem Einfluß. Er benutzte ein Messer, Islamisten fordern genau dazu auf. Er trug gekürzte Hosen, was bei Islamisten beliebt ist.

Es gibt auch schlicht verrückte Somalier, das Messer war einfach greifbar, die Hose kurz, da der Tag heiß.

Peci: Er trug keine Shorts, sondern Hosen, so leicht eingekürzt wie für Strenggläubige oft üblich. Aber Sie haben recht, jeder Punkt für sich ist kein Beweis. Doch die Masse der Indizien – es gab ja noch mehr, etwa geschah die Tat ein paar Stunden nach dem Freitagsgebet, sowie die „Alhu akbar“-Rufe – ergaben zusammen einen klaren Hinweis, auf ein islamistisches Motiv. Das die Ermittlungen jetzt auch zu bestätigen scheinen. Stattdessen aber erklärte man den Täter lieber zu einem Verwirrten. 

Auch dafür gibt es Indizien. 

Peci: Ebenso wie für Islamismus, dennoch wurde er zunächst nur als mutmaßlich verwirrt dargestellt.

Der Täter hat sich zuvor einfach zu fremden Leuten ins Auto gesetzt, fast nur Frauen attackiert – was besser zu einem Gestörten als zu einem Dschihadisten paßt – und war mehrfach in psychiatrischer Behandlung. 

Peci: Stimmt. Allerdings wenn er dort immer wieder entlassen wurde, war er offenbar nicht so krank, daß man das als Hauptmotiv annehmen kann. Übrigens schließen psychische Probleme nicht aus, Islamist zu sein. 

Aber ab einem gewissen Grad tritt Schuldunfähigkeit ein, dann kann man auch die Politik nicht mehr verantwortlich machen – wie etwa beim Attentäter von Hanau mit seinen pathologischen Wahnvorstellungen.

Peci: Der ja aber dennoch offiziell als Rechtsterrorist gilt! Ich sage übrigens nicht, der Würzburger Täter sei nicht auch gestört, sondern nur, daß Islamismus in seinem Fall offensichtlich auch eine zentrale Rolle spielt. Welche genau, müssen die Ermittlungen klären. Eben dieser Differenzierung widersprach aber die Fokussierung vieler Medien und Politiker auf die Indizien, die für psychische Probleme sprechen – bei gleichzeitigem Ausblenden der Islamismus-Indizien. Ebenso das Bestreben, Würzburg als eine Art Unfall darzustellen, Motto: Schrecklich, aber so was passiert eben. Ganz anders sieht es nämlich aus, wenn der Anschlag für die Öffentlichkeit als auch islamistisch erkennbar wird. Und dann erscheint auch der Umstand, daß der Täter gezielt Frauen angegriffen hat, in anderem Licht.

Nämlich?

Peci: Das wirft erneut die Frage auf, inwiefern islamische Einwanderung vor allem auch auf Kosten der Frauen geht und folglich frauenfeindliche Politik ist. Sowie inwiefern die Schlechterstellung, teils Verachtung der Frau im Islam zur Tat beigetragen hat. Aber auch das soll eben verschleiert werden. 

Der Täter war also nicht etwa sexuell verklemmt, sondern ein islamistischer Frauenhasser?

Peci: Nochmals, ich sage nicht, Islamismus sei der alleinige Grund für die Attacken auf die Frauen, sondern daß er offensichtlich eine Rolle spielt, und daß danach gefragt und das diskutiert werden muß – und nicht wie jetzt überwiegend beschwiegen werden darf. Dabei kann der Einfluß vielgestaltig sein: Das reicht vom abschätzigen Bild der Frau, das in vielen islamischen Ländern vermittelt wird und das die Täter mit hierher bringen. Über den Umstand, daß das Verhalten westlicher Frauen aus üblicher islamischer Sicht unmoralisch und verachtenswert ist. Oder daß diese Männer mit dem Selbstbewußtsein der Frauen hier oft nicht umgehen können, weil sie das aus ihrer Heimat nicht kennen. Bis hin zu dem Umstand, daß deutsche Frauen oft kein Interesse an moslemischen Flüchtlingen haben, was diese, häufig junge Männer, die alleine sind, natürlich frustriert. 

Also sind die Frauen schuld? 

Peci: Nein. Aber das führt zu Verunsicherung, Kränkung, Wut, Frust – das sind also Zusammenhänge, derer man sich bewußt sein muß, am besten bevor man Zehntausende junger Moslems ins Land läßt. Und die zeigen, daß solche Taten alles andere als unvorhersehbar, sondern eigentlich fast unvermeidlich sind. Auch wenn man der Öffentlichkeit das Gegenteil weismachen will. Auf keinen Fall aber darf das zu einer Schuldumkehr führen, wie sie Ihre Frage intendiert. Oder wie sie inzwischen sogar von Horst Seehofer kommt, der beklagt, daß „ein junger Mann sechs Jahre im Obdachlosenheim lebt, ohne daß jemand sich kümmert“.

Was aber ja nicht falsch ist.

Peci: Insofern schon, als damit die Schuld bei der Gesellschaft statt beim Täter gesucht werden soll.

Wenn es sich also um einen islamistischen Anschlag handelt, hat er dann auch etwas mit dem Islam zu tun? 

Peci: Selbstverständlich, schließlich leitet sich der Islamismus aus dem Islam ab. 

Ist der nicht vielmehr ein Mißbrauch des Islam?

Peci: Diese Formel ist ebenso Unsinn wie das, was Regierungssprecher Steffen Seibert getwittert hat: „(Diese) entsetzliche Tat richtet sich gegen ... jede Religion.“ Natürlich ist der Islamismus nicht die einzige, aber eine legitime Interpretation des Islam. Und sieht man sich dessen Lehren an, finden sich für diesen sogar starke, aus islamischer Sicht bessere Argumente als für einen gemäßigten Islam.  

Es gibt im Islam allerdings auch Argumente für Mäßigung und Frieden.

Peci: Das stimmt und soll auch nicht unterschlagen werden. Doch sind sie nur schwach ausgeprägt. Das hängt vor allem mit der Rolle des Propheten zusammen, dessen Leben als vorbildhaft gilt, und dessen Ur-Islam der heutige Islam viel, viel näher ist als dem künstlich geschaffenen „Euro-Islam“, dessen spärliche Vertreter ja sogar aus der eigenen Community bedroht werden. Formeln wie „Das hat nichts mit dem Islam zu tun“ halten einer Überprüfung in aller Regel nicht stand. Stattdessen ergibt sich viel eher ein Fazit wie etwa, der Islam hat nichts mit Demokratie zu tun. 

Also ist als Reaktion auf Würzburg nicht nur eine Debatte über Islamismus, sondern über den Islam nötig? 

Peci: Nicht erst seit Würzburg! Ich fürchte nur, sie wird erneut nicht geführt. Die Aufregung legt sich, alles geht wieder weiter wie vorher – bis die nächsten Menschen ermordet werden. 

Gerade hat der ARD-Journalist und -Moderator Constantin Schreiber seinen Roman „Die Kandidatin“ veröffentlicht, in dem er vor einer Islamisierung warnt. Laut „Süddeutscher Zeitung“ ist das Buch „wie ein reaktionäres Manifest ... mit altbekannten Feindbildern: Muslime, ‘Linke’ sowie alle, die mit ...Vielfalt kein Problem haben“. Laut „taz“ ist es sogar ein „Haßpamphlet“, das „Angst vor Migranten schürt“.

Peci: Schreiber stößt aber keineswegs nur auf Ablehnung. Auch hat er seinen „Tagesschau“-Posten nicht verloren. Das liegt daran, daß in Deutschland eine gewisse Islamkritik von links erlaubt ist. Ich sage nicht, Schreiber sei links, aber er kritisiert den Islam etwa wegen seiner Mißachtung von Frauen, Homosexuellen oder der Demokratie. Damit hat er zwar völlig recht, doch steckt dahinter, daß Islamkritik so lange zumindest teilweise akzeptabel ist, wie sie konform ist mit der linken Agenda. 

Immerhin findet diese Islamkritik in den Medien ein Forum und immer wieder neue namhafte Vertreter, die eine Debatte einfordern. Zuletzt, nach der Enthauptung des Lehrers Samuel Paty, Kevin Kühnert mit seinem „Spiegel“-Gastbeitrag: „Die politische Linke sollte ihr Schweigen beenden“. 

Peci: Der zwar wirklich viel Aufmerksamkeit bekommen, aber zu nichts geführt hat. Die Debatte blieb aus oder fruchtlos, wie jetzt auch im Fall von Schreibers „Die Kandidatin“. Sowieso hat man das Gefühl, es wird mehr über die Vorwürfe gegen das Buch diskutiert – ob es nicht rechte Hetze sei – statt über das, was Schreiber damit wohl eigentlich anstoßen will. Wobei ich Zweifel habe, ob eine linke Islamdebatte überhaupt etwas bringen würde. 

Warum nicht? 

Peci: Weil eine linke statt einer offenen Islamdebatte linke Tabus wohl kaum ansprechen würde, die aber elementar sind. 

Nämlich? 

Peci: Das, was ich unter anderem in meinem neuen Buch „Wider die Islamisten“ darlege. Etwa, daß die Frage der Islamisierung, des Fundamentalismus und des Terrors nicht von der Eindämmung der Migration zu trennen sind. So war etwa die islamistische Szene hierzulande vor zwanzig Jahren noch überschaubar. Längst aber sind unsere Behörden völlig überfordert, weil die Szene durch die Massenmigration schneller wächst als deren Kapazitäten: kaum ein Attentäter, der nicht zuvor schon bekannt war! Solange dieser Prozeß nicht rigoros unterbrochen wird, werden sich alle Versprechen der Politik, gegen Islamisierung, Fundamentalismus und Terror vorzugehen, völlig absehbar als leer erweisen. 

Sie sind gebürtiger Moslem, waren selbst Islamist, Chef einer al-Qaida-Propagandaplattform, wurden verhaftet, haben umgedacht und mit dem Verfassungsschutz kooperiert. 2015 sind Sie durch Ihr Aussteigerbuch „Der Dschihadist“, das Sie mit zwei „Stern“-Journalisten geschrieben haben, zum „Vorzeigeaussteiger und Medienliebling“ („Spiegel“) geworden, berieten mehrfach das ZDF, saßen zeitweilig im Expertenrat gegen Antisemitismus von Baden-Württemberg. Heute bieten Sie Beratung und Kurse zur Islamismus-Prävention an und sind Mitbetreiber der „Meldestelle Islamismus“ auf Facebook. 2019 jedoch veröffentlichte der „Spiegel“ einen privaten Chat, in dem Sie schreiben: „Dreckszigeuner ... Hurensohn ... Drecksnigger“ Und: „Nur so lauter scheiß dreckige kleine verfickte Minderheiten (machen) so einen Scheiß.“ Wie glaubwürdig sind Sie noch? 

Peci: Ich kann mich nicht erinnern, so was verfaßt zu haben. Der Spiegel hat mir trotz meiner Bitte dieses angebliche Chatprotokoll nie vorgelegt.

Der schrieb in seinem Artikel: „Peci bat den ‘Spiegel’ nicht um eine Übersendung der Dokumente.“

Peci: Falsch, der Spiegel wollte eine Stellungnahme, woraufhin ich bat, mir erstmal vorzulegen, wozu ich Stellung nehmen soll. Gekommen ist nichts.

Wenn das nicht von Ihnen stammt, warum haben Sie dann nicht geklagt? 

Peci: Gegen den Spiegel klagen?  

Der „Spiegel“ hat die Beweislast, also haben Sie nichts zu befürchten, wenn es nicht von Ihnen ist. 

Peci: Ich habe das schon mit meinem Anwalt erwogen, wir haben dann aber davon abgesehen. Vor allem weil ich nicht die finanziellen Mittel gehabt hätte, so einen Prozeß zu führen.

Oder weil es eben doch von Ihnen kam?

Peci: Laut Spiegel soll ich das über einen Eritreer geschrieben haben, der 2019 in Frankfurt eine Mutter mit Kind vor den ICE stieß, das Kind überlebte nicht. Ich kann mich an so einen Chat aber nicht erinnern, zumal es sich laut Spiegel um einen privaten Chat vor drei Jahren gehandelt haben soll. Falls ich das so damals tatsächlich geschrieben habe, war das natürlich falsch und aus einer Emotion heraus. Das wären dann Schimpfworte gegen eine ganz bestimmte Person, in einem ganz bestimmten Zusammenhang und vor allem aus Wut über diese schreckliche Tat heraus gewesen. Und nicht etwa, wie das heute unterstellt wird, eine rassistische Haltung und allgemeine Abwertung ganzer Völker oder Menschenrassen. Zumal ich selbst Migrationshintergrund und als kleines Kind zwei Jahre mit meiner Familie in einem Flüchtlingsheim gelebt habe und mein ganzes Leben lang umgeben war von Menschen verschiedener Herkunft. Außerdem ist meine gesamte Familie muslimisch, und ich pflege zu allen einen guten Kontakt. Ausgerechnet mir dann „Hetze“ gegen Muslime und anderen Minderheiten vorzuwerfen, von linken Journalisten, die in ihrer eigenen Blase leben und kaum etwas mit Migranten zu tun haben, ist lächerlich und nichts anderes als der Versuch, mich zu diskreditieren. So wie sie es bei allen tun, die wie ich es wagen, sich auch gegen den Mainstream zu stellen.






Irfan Peci, Geboren 1989 im Sandschak, einer moslemischen Provinz Serbiens, wuchs er ab 1991 in der Oberpfalz auf, seit 2003 ist er deutscher Staatsbürger. 2015 erschien „Der Dschihadist. Terror made in Germany“, nun sein neues Buch „Wider die Islamisten“.

Foto: Trauer am Tatort: „Auch wenn man der Öffentlichkeit das Gegenteil weismachen will. Solche Taten sind alles andere als unvorhersehbar, sondern fast unvermeidlich ... Dessen sollte man sich bewußt sein, am besten bevor man Zehntausende junger Moslems ins Land läßt“