© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 28/21 / 09. Juli 2021

Das kann doch nicht sein!
Islam-Terror in Deutschland: Die Politik läßt sich seit Jahren – wie jüngst in Würzburg – von religiös motivierten ausländischen Gewalttätern überrraschen. Wann folgen Konsequenzen?
Fabian Schmidt-Ahmad

Der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) war konsterniert. „So etwas kennen wir nicht“, sagte er in einer ersten Stellungnahme nach der Bluttat. „Die Gedanken sind bei den Opfern, die hoffentlich die Nacht überleben, und den Familienangehörigen.“ Spekulationen über einen terroristischen Hintergrund wies er zurück. „Das hilft uns nicht weiter.“ Wenn, war es ein „sehr vereinzelter“ Anschlag. Es war der 19. Juli 2016. Den Tag zuvor hatte ein Afghane Fahrgäste eines Regionalzugs mit Axt und Messer angegriffen.

Mittlerweile kennt Würzburg „so etwas“. Ein unheimliches Muster, eine Wiederkehr des Gleichen, das nach jedem Angriff auf unser Gemeinwesen abgespult wird. Idealtypisch zeigt das der letzte Vorfall in Würzburg, bei dem der Somalier Abdirahman J. Kundinnen einer Woolworth-Filiale niedermetzelte. Bereits mit der ersten Berichterstattung wurde die Losung des psychisch verwirrten Einzeltäters ausgegeben. „Zum Motiv können wir leider nichts sagen. Es ist eine indifferente Lage“, sagte die Generalstaatsanwaltschaft München der JUNGEN FREIHEIT.

Unklar war auch lange das Motiv hinter den vielen Toten und Schwerverletzten auf dem Breitscheidplatz, als längst ausländische Fernsehsender von einem radikalislamischen Anschlag in Berlin berichteten. Und wenn Anis Amri nicht einen tödlichen Zusammenstoß mit zwei italienischen Carabinieri gehabt hätte, wäre wohl auch er als psychisch verwirrter Einzeltäter vermarktet worden. Irgendwie Opfer widriger Umstände, an denen die Gesellschaft und damit indirekt auch die eigentlichen Opfer Schuld tragen.

Mit viel Empathie darf auch der somalische Frauenmörder rechnen. „Wie kann es sein, daß ein junger Mann, der sich rechtskonform in Deutschland aufhält, nach sechs Jahren im Land in einer Obdachlosenunterkunft lebt“, empörte sich Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) nach dem Anschlag. Und das Bundeskriminalamt prüft derzeit, inwieweit der Somalier 2018 Betroffener rassistischer Hetzjagden in Chemnitz gewesen sein könnte. Jedenfalls behauptete dieser damals in einem Interview, solche gesehen zu haben.

Würzburg schaut hin – aber erst nachdem es Tote gibt

Die Opfer dagegen bleiben abstrakt und gesichtslos, selbst am Tatort. Auch in dem offenen Brief des Würzburger Oberbürgermeisters: „Ich habe gestern abend geweint“, bekannte Schuchardt in dem Rührstück. „Geweint um die Opfer und die Angehörigen. Um die Menschen, die an einem friedlichen und schönen Sommerabend jäh überfallen wurden, überrascht wurden und mit einer Stichwaffe getötet oder verletzt wurden.“ Neben Tränen hat der Oberbürgermeister eine klare politische Botschaft im Gepäck:

„Ich habe gestern abend aber auch um unsere Stadt geweint. Weil dieser Kurzschluß, dieses Gleichsetzen so naheliegend ist. Geflüchteter, Zuwanderer, Gewalttäter, Glaubenskrieger und Terrorist – Massaker. Und dennoch – nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich“, ermahnte Schuchardt: „Die Verbrechen einzelner sind aber niemals auf Bevölkerungsgruppen, Religionen, Staatsangehörigkeiten zurückzuführen.“ Diese Aussage, die Kriminologen verblüffen dürfte, wird durch eine streng choreographierte Trauerfeier ergänzt.

Unter dem Motto „Würzburg hält zusammen“ durften sich Bürger einer Menschenkette in der Innenstadt anschließen. Eingeladen hatten einschlägige Einrichtungen wie das „Würzburger Bündnis für Demokratie und Zivilcourage – gegen Diskriminierung und persönliche Angriffe im Alltag“ und „Würzburg schaut hin“, ein Meldeportal für angebliche Fälle von Diskriminierung. Die sich wohlgemerkt um die Sicherheit von Einwanderern unter lauter Würzburgern sorgen, nicht umgekehrt.

Denn das Narrativ ist klar: „Gemeinsam wollen wir auch unsere Solidarität für alle Menschen in Würzburg zeigen, die jetzt Vorverurteilungen und Hetze ausgesetzt sind.“ Und für die ganz Unwilligen warnte ein Zusammenschluß von „Antifa Würzburg“, „Fridays for Future Würzburg“, „Seebrücke Würzburg“ und anderen linken bis linksextremen Gruppen davor, „die Situation in Form einer rassistischen Lesart zu instrumentalisieren“ . Um diesen Versuchen „entschieden entgegenzutreten“, werde man selbst vor Ort sein.

Die Absicht hinter den aggressiven Drohungen, die die noch erlaubte Trauer flankieren, ist offenkundig. Es darf nicht die Frage nach der politischen Verantwortung gestellt werden. Denn dann stehen schnell die Protagonisten im Scheinwerferlicht. Der Täter reiste nach eigenen Angaben im Mai 2015 über Italien nach Deutschland, wo er einen Asylantrag stellte und „subsidiären Schutz“ erhielt. Mit anderen Worten: Ein nach damaligem Recht illegaler Einwanderer, der nur durch Rechtsbeugung bleiben und zum Täter werden durfte.

Gleiches gilt für Amri. Oder für Hussein K., den Vergewaltiger und Mörder der Studentin Maria L. in Freiburg. Oder für Abdullah Al H., der ein homosexuelles Männerpaar in Dresden niederstach. Und so weiter. Ein Blick in die Polizeiliche Kriminalstatistik zeigt, woher die Gewalt kommt. Im Jahr 2019 kamen 356 Menschen mit deutscher Staatbürgerschaft durch die Hand eines Ausländers ums Leben, 248 durch Deutsche, obwohl der Ausländeranteil an der Wohnbevölkerung bei 12,5 Prozent liegt.

Besonders kraß ist das Verhältnis bei Vergewaltigungen, sexueller Nötigung oder Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung: Hier steht es 1.791 zu 458 Fälle. Tatsächlich sind auffallend oft Frauen Opfer der eingewanderten Gewalttäter. Selbst der Antifa-Zusammenschluß in Würzburg gestand in seinem Aufruf ein, man könne „nicht die Augen davor verschließen, daß der Täter gezielt weiblich gelesene Personen angriff und ermordete. Deshalb ist die Tat als Femizid zu benennen.“

Deutlicher kommentierte die feministische Emma den Anschlag. „Weshalb lesen wir nicht, was auf der Hand liegt: Das Motiv des Täters ist Frauenhaß. Und der gehört zum Kern seiner islamistischen Ideologie.“ Doch deren Berichterstattung blendet aus, was den Tätern gemein ist: daß sie bei konsequenter Rechtsanwendung längst abgeschoben wären. Anis, Abdullah, Hussein und so weiter waren bereits vor ihren Morden kriminell aufgefallen.

Daß man sie dennoch ins Land und ungestört gewähren ließ, liegt an einem gesellschaftlichen Klima, in dem Rechtsverstöße gegen Einwanderungsgesetze zum quasi sittlichen Gebot verklärt werden. Verantwortlich dafür sind Menschen wie der weinende Würzburger Oberbürgermeister, der gern Briefe schreibt. Beispielsweise im Juli 2019 an den damaligen italienischen Innenminister Mateo Salvini, nachdem dieser sich geweigert hatte, ein Boot mit illegalen Einwanderern unter dem Kommando von Flüchlingsschlepperin Carola Rackete einlaufen zu lassen. „Beenden Sie die unmenschliche Praxis, daß die Geretteten, darunter Frauen, Kinder, Alte und Kranke, wochenlang unter unerträglichen Bedingungen ausharren müssen“ , appellierte Schuchardt damals.

„Frauenhaß ist Teil der islamistischen Ideologie“

„Wir sind der festen Überzeugung, daß wir uns schuldig machen würden, wenn wir dabei schweigend und tatenlos zusähen. Das vieltausendfache Sterben vor unserer europäischen Haustür betrachten wir als Schande für Europa“, echauffierte sich der CDU-Politiker. Würzburg erklärte er darüber hinaus zum „sicheren Hafen“ (kürzeste Route nach Lampedusa 2.330 km). Wie wir heute wissen, waren bei Rackete auch Mörder mit an Bord. Wenigstens diese können sich nun gewiß sein, irgendwo auf der Welt einen sicheren Ort zu finden.

Allerdings können Würzburg und Schuchardt auch anders. Dann interessiert es kein bißchen, daß der Täter in einem schizophrenen Wahn fernab jeder Realität mordete. Nach dem Amoklauf in Hanau zog ein linker Demonstrationszug durch die Würzburger Innenstadt. An der Spitze des Zuges unübersehbar die Namen der acht Opfer unter dem Motto „Kein Vergeben – kein Vergessen“. Das neunte Opfer, die Mutter des Täters, wurde nicht erwähnt, was auch bei der Rassismus-Erzählung gestört hätte. Auch hier gilt: Deutsche Opfer sind unsichtbar.

Denn schnell hat Schuchardt einen politischen Adressaten gefunden. „Es freut mich, daß wir hier gemeinsam stehen und gemeinsam Position beziehen. Das ist eine Stärke unserer Stadtgesellschaft“, lobte er. Würzburg könne stolz darauf sein, daß die AfD bei Wahlen bisher so schlecht abschneide. Ach ja, der Kampf gegen Rechts. Laut Generalbundesanwalt sind derzeit 45 Verfahren mit einem rechstterroristischen Motiv anhängig – und 1.500 Verfahren mit einem radikalislamischen Motiv, wobei jedes Jahr 600 Fälle dazukommen.

Die Chancen stehen also schlecht. Eine Wiederholung könnte bald geschehen – in Würzburg und anderswo.





Islamistische Anschläge 

04. 10. 2020

Syrer sticht in Dresden auf zwei Männer ein. Er gilt als Sympathisant des Islamischen Staates (IS)

1 Toter, 1 Verletzter


18. 08. 2020

Iraker verursacht aus islamistischen Motiven Unfälle auf der A100 in Berlin

6 Verletzte


27. 04. 2020

Anschlagsserie auf türkischstämmige Personen in  Waldkraiburg durch IS-Anhänger 

6 Verletzte


28. 07. 2017

Messer-Angriff in einem Geschäft in Hamburg; Tatverdächtiger gilt als IS-Sympathisant

1 Toter, 6 Verletzte


19. 12. 2016

Angriff von Anis Amri mit einem Lkw auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin; der IS reklamiert die Tat für sich

12 Tote, 62 Verletzte


24. 07. 2016

Sprengstoffanschlag in Ansbach; der Attentäter ist mutmaßlichIS-Sympathisant

1 Toter (Täter), 14 Verletzte


18. 07. 2016

Angriff mit Beil und Messer in einem Zug bei Würzburg; der Islamische Staat reklamiert den Anschlag für sich

1 Toter (Täter), 5 Verletzte


16. 04. 2016

Sprengstoffanschlag auf einen Tempel der Sikh-Glaubensgemeinde in Essen; die Tatverdächtigen sympathisieren mutmaßlich mit dem IS

3 Verletzte


26. 02. 2016

Messerattacke in Hannover auf einen Polizisten; die Täterin sympathisiert mit dem IS

1 Verletzter


05. 02. 2016

Brandanschlag im Eingang eines Einkaufszentrums in Hannover; der Täter gesteht eine islamistische Motivation

keine Verletzten