© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 28/21 / 09. Juli 2021

Zeitschriftenkritik: Report
Tiere retten und beschützen
Werner Olles

Kein Lichtstrahl dringt in den dunklen Kellerraum in der Stadt Son Ma im Nordwesten Vietnams. Die Luft riecht unerträglich nach Moder und Fäkalien. In einer Ecke stehen zwei rostige Käfige, in denen zwei Bären kauern. Seit vielen Jahren sind sie dort gefangen. Nur wenn ihr Besitzer kommt und den Bären eine lange Nadel in den Bauch rammt, um ihnen Gallenflüssigkeit abzuzapfen, erhellt für kurze Zeit eine flackernde Glühbirne den Raum. Danach sind die beiden Bären wieder mit ihren Schmerzen allein in der Dunkelheit.

Im Report (2/21), dem viermal jährlich erscheinenden Tierschutzmagazin der Stiftung „Vier Pfoten“, erzählt Wildtierärztin Szilvia Kalogeropoulo vom „Bärenwald“ Ninh Binh und wie es dem Rettungsteam von „Vier Pfoten“ gelang, in den letzten Jahren 48 „Gallebären“ aus schlimmen Haltungen zu retten. Immer noch wird Bärengalle vor allem in China als „natürliches“ Heilmitel gegen Leberleiden, Krebs und Gallensteine angesehen, obwohl es seit vielen Jahren dafür synthetische Medikamente gibt.

Seit ihrer Rettung Ende März lernen die Bären nun behutsam ihr neues Zuhause kennen. Mit frischem Obst und saftigen Bananenstauden werden sie aufgepäppelt, bekommen Löffel voll Honig, auf denen die Pfleger die dringend benötigten Medikamente verstecken. Jetzt hat ein neues, besseres Leben für sie begonnen in artgemäßer Umgebung mit Sonnenlicht und frischer Luft. Gleichzeitig läuft ein Bildungsprogramm, mit dem über den grausamen Handel mit Bärengalle aufgeklärt wird, der in Vietnam zwar gesetzlich verboten ist, aber von gewissenlosen Händlern über den Schwarzmarkt weiter betrieben wird: Ein Liter Bärengalle ist bis zu 8.000 Euro wert ist, die reiche Chinesen gern bezahlen. Ein lukratives Geschäft, forciert durch Aberglauben und Fehlinformationen. Doch die Öffentlichkeitsarbeit von „Vier Pfoten“ zeigt Wirkung, und so werden hoffentlich bald die letzten Bären aus ihren elenden Käfigen befreit.

Bärenschutzzentren gibt es auch in Mecklenburg, wie den Bärenwald Müritz, oder in Bulgarien, wo ehemalige „Tanzbären“ oder für Hundekämpfe eingesetzte Bären erstmals ihre Tatzen auf Wald- statt Betonboden setzen, nach Herzenslust umherstreifen, faulenzen oder baden, in den großen Gehegen Leckereien finden und ein normales Braunbärenleben führen können.

Ein weiterer Beitrag berichtet über eine „Höllenfahrt auf dem Mittelmeer“ , bei der über 1.600 Rinder auf einem völlig überladenen Frachter tief in ihren Exkrementen standen, abgemagert, dehydriert und apathisch. Auch aus Deutschland gehen solche Tiertransporte in den Vorderen Orient, wo es keinerlei Tierschutzstandards gibt.

Kontakt: Vier Pfoten – Stiftung für Tierschutz, Schomburgstr. 120, 22767 Hamburg, Tel: 040 / 399 249-0. www.vier-pfoten.de