Zum Wahlkampfjahr hat RTL eine Informationsoffensive gestartet (JF 20/21), ein Audio-Center in der Hauptstadt aufgebaut und neue Nachrichtenformate wie den Podcast „Redezeit“ oder die TV-Sendung „RTL Direkt“ mit dem ehemaligen ARD-Gesicht Jan Hofer auf den Weg gebracht. Gleichzeitig hat die Kölner Mediengruppe ihren Streamingdienst TVNow erweitert.

Eine der ersten exklusiven „Original“-Serien für den neuen Polit-Bereich ist die vergangene Woche gestartete sehenswerte Dokumentationsreihe „Angela Merkel – Frau Bundeskanzlerin“. In fünf chronologischen Episoden beleuchten die Spiegel TV-Journalistin Katrin Klocke und der Welt-Herausgeber Stefan Aust in Zusammenarbeit mit der Ufa-Produktion nicht nur die 16 Jahre Kanzlerschaft, sondern das gesamte Leben der CDU-Politikerin und ihre außergewöhnliche Karriere vom „Kind der DDR“ über „Kohls Mädchen“ bis zur „mächtigsten Frau der Welt“.

So verfolgt der Zuschauer den ungewöhnlichen System-Umzug als Kind von Hamburg ins uckermärkische Templin gleichermaßen wie die zahlreichen politischen Wendungen. Kommunismus, Kalter Krieg und Wiedervereinigung kommen genauso vor wie Euro-Rettung, Energiewende, Flüchtlingskrise, Klima-Hysterie und Corona-Pandemie. Dabei zeichnen die Macher neben den teils fatalen Folgen für die Bürger und der ganz persönlichen Verantwortung Merkels auch so manches Geschmäckle bei ihrer jeweiligen Annäherung  an die Systeme der DDR, der BRD und der EU. Insbesondere Kontakte zu Stasi-IM laden zu Spekulationen ein. 

Der öffentlich-rechtliche Deutschlandfunk Kultur bemängelt bei der Doku daher „eine Mischung aus nicht belegbaren Mutmaßungen und Steilvorlagen für ‘Merkel muß weg’-Rhetoriker“. 

In der Tat kommen Zeitzeugen und Wegbegleiter kaum zu Wort. Die Einordnung der zahlreichen, zum Teil seltenen Archivaufnahmen (beispielsweise ein Klassentreffen oder ein Interview mit der Mutter) findet von den beiden Autoren aus dem Off statt. Das Resümee ist dabei so zurückhaltend richtig wie altbekannt: „Sie veränderte, modernisierte die Partei, weitete sie nach links aus – und ließ damit am rechten Rand Raum für rechte Parteien. Die CDU schrumpfte, die SPD ebenfalls, die politische Landschaft nach Merkel ist anders als vor ihrer Zeit.“ 

Die vernichtende Bilanz der Ära Merkel für Deutschland wird mehr in Summe der vielen kritischen Töne, trockenen Seitenhiebe und aussagekräftigen Bilder deutlich.