© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 28/21 / 09. Juli 2021

Sorge um die Überlebensstärke des jüdischen Volkes
Israel setzt auf Fertilitätspolitik
(ob)

Im krassen Gegensatz zu den Bundesdeutschen in ihrer „bunten und weltoffenen“ Einwanderungsrepublik, ist es für die Juden in Israel ein „Schreckensszenario“, zur Minderheit im eigenen Land zu werden. Denn das Selbstverständnis des Staates, wie es Lidia Averbukh (Stiftung Wissenschaft und Politik/Berlin) in ihrem Essay über „Israels Bevölkerungspolitik im Kontext des Nahostkonflikts“ (Geographische Rundschau, 12/2020) akzentuiert, basiere darauf, daß die Mehrheit der israelischen Bevölkerung jüdisch ist. Allein dies verbürge, daß das staatlich geregelte Zusammenleben demokratischen Prinzipien gehorche. Eine demographische Entwicklung zugunsten der Araber beziehungsweise Palästinenser würde zum Ende des demokratischen Staates Israel führen. Dieser Entwicklung versuche man durch jüdische Einwanderung und eine geburtenfördernde Familienpolitik vorzubauen. Das Rückkehrer-Gesetz von 1950, das Einwanderung für alle Juden weltweit erlaubte, sei jedoch als für die „Überlebensstärke des jüdischen Volkes“ wichtige Quelle mit dem Exodus von 600.000 Juden aus der kollabierten Sowjetunion weitgehend versiegt. Was bleibe, sei „Fertilitätspolitik“. Die seit zwanzig Jahre erfolgreich sei, da die Geburtenrate bei mehr als drei Kindern pro Frau liege und 2019 sogar erstmals höher war als bei israelischen Araberinnen. 


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