© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 28/21 / 09. Juli 2021

Meldungen

Temperaturanstieg erfordert verläßliche Hitzewarnungen

VANCOUVER. Das 250-Einwohner-Dorf Lytton im Süden der Westprovinz British Columbia ist vorige Woche durch Feuer zerstört worden. Zuvor waren dort 49,5 Grad Celsius gemessen – die höchste Temperatur seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Kanada. In der 600 Kilometer weiter südlich gelegenen US-Metropole Portland (Oregon) waren es 47 Grad Celsius. Doch sommerliche Hitzeglocken seien dort nichts Außergewöhnliches: „Wenn die Temperaturen konstant höher sind, werden auch die Extreme heftiger“, erklärte Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik im Wiener Standard. „Dadurch, daß sich Polarzonen wegen der Eisschmelze besonders schnell erwärmen, sinkt der Temperaturunterschied zu den subtropischen Zonen.“ Studien zeigten, „je geringer der Temperaturunterschied, desto langsamer ziehen die Tiefdruckgebiete, und desto länger hält dasselbe Wetter an“, erläuterte der Klimatologe. Die Gesellschaft müsse sich an diese Entwicklung anpassen: „Ein wichtiger Schritt sind verläßliche Hitzewarnungen, damit beispielsweise Alten- und Pflegeheime vorbereitet sind.“ (fis).

 weather.gc.ca





Zuchtlachs-Farmen: Keine nachhaltige Fischwirtschaft?

EDINBURGH. Schottland ist mit 163.100 Tonnen nach Norwegen und Chile der drittgrößte Zuchtlachs-Produzent der Welt. In schottischen Aquafarmen drängen sich etwa 40 Millionen Exemplare dieser Raubfischart, die in ihren engen Unterwasserkäfigen wenig artgerecht leben, wie „verdeckte Ermittlungen“ von Tierschützern ergaben. Mit Hilfe von Drohnen und Tauchern wurde monatelang die Lachshaltung auf 22 Farmen dokumentiert. Fotos zeigten, daß die Fische unter dem Befall von Seeläusen leiden, die ihre Wirte bei lebendigem Leib auffressen. Teilweise fehlten den Lachsen daher sogar Augen oder ganze Fleischstücke. Von nachhaltiger Fischwirtschaft könne daher nicht gesprochen werden. Zudem würden Millionen von Wildfischen zu Fischmehl verarbeitet, das als Futter für die Zuchtlachse diene. Das beeinträchtige die Wasserqualität und den Meeresboden im Umfeld der Aquafarmen (Mensch & Tier, 2/21). (li)

 www.aktiontier.org





EU-Agrarpolitik: Öko-Kurs unter falscher Flagge

GÖTTINGEN. Ihren grünen Ankündigungen lasse die EU-Kommission kaum agrarpolitische Taten folgen, kritisiert Tobias Plieninger, Professor für Sozial-ökologische Interaktionen in Agrarsystemen an der Uni Göttingen. Zwar sei Artenschwund ohnehin ein Stiefkind Brüssels, das alles dem Klimaschutz unterordne. Doch das EU-Ziel, bis 2030 ein Viertel der Agrarflächen auf Öko-Landwirtschaft umzustellen, kollidiere mit der Förderung industrieller Großbetriebe. Weil sich Ökolandbau auch in „ausgeräumten Agrarlandschaften“ treiben lasse, profitiere der Artenschutz davon wenig. Doch kleinere Bauernhöfe gingen mit kleineren Flächengrößen, mehr Landschaftselementen und einer höheren Vielfalt an Anbaukulturen einher. Weltweit erwirtschafteten kleinere Betriebe höhere Erträge pro Fläche und böten mehr Biodiversität (Forschung & Lehre, 5/21). (ck)

 www.uni-goettingen.de





Erkenntnis 

„Besonders Kinder und Jugendliche, deren Frontalkortex unausgereift ist, sollten sich bei der Internetnutzung auf das Wesentliche beschränken. Dieser Teil des Gehirns reift bis zum 18. Lebensjahr, bis dahin sind Selbstdisziplin und Aufmerksamkeitslenkung geringer.“

Lutz Jäncke, Professor für Neuropsychologie an der Universität Zürich