© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 28/21 / 09. Juli 2021

Haltungsnote
Zu brandmarken ist falsch
Gil Barkei

Für viele Rechte ist der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger auch nur ein „Cuckservativer“, der das große Ruder ebenfalls nicht herumreißen wird. Doch der Bundesvorsitzende der Freien Wähler teilt ordentlich aus gegen die Bundespolitik, den Koalitionspartner CSU und deren wandlungsflexiblen Ministerpräsidenten Markus Söder. 

„Wir dürfen uns als Gesellschaft nicht von den Lauterbachs dieser Republik in die Enge treiben lassen“, betont Aiwanger im Interview mit der Neue Zürcher Zeitung. Es brauche jetzt „die politische Einigung in Deutschland, daß ein erneuter Lockdown und Maßnahmen wie die Bundesnotbremse nicht wiederkommen“. Einen „gesetzlichen oder moralischen Impfzwang“ lehnt er ebenfalls ab und stellt klar, „es ist wirklich falsch, auf die Ungeimpften Druck auszuüben und sie als verantwortungslos zu brandmarken“. Vielmehr müsse man „diejenigen ernst nehmen, die Gründe haben, sich nicht oder noch nicht impfen zu lassen“ sowie die Menschen „überzeugen und die wissenschaftliche Aufklärung vorantreiben“. 

Und auch die „Experten-Riege“ bekommt einen Seitenhieb verpaßt: „Man muß immer differenzieren und den Einzelfall betrachten“, sagt Aiwanger und zeigt sich „nach fünfzig Jahren Erziehung zu Toleranz“ verwundert darüber, „wie schnell die öffentliche Meinung auf Leute losgeht, die nicht dasselbe sagen wie einige Fernseh-Virologen.