© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 29/21 / 16. Juli 2021

Baerbock-Diskussionen reißen nicht ab
Die Arbeit zeitnah vorlegen
Antje Hermenau

Seit Wochen dreht sich nach einem mit Vorschußlorbeeren geschmückten medialen Start jeden Tag irgend etwas um die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock: ein zu korrigierender Lebenslauf, nachträglich zu meldende Geldbeträge, ein Copy&Paste-Buch ohne Quellenangaben, eine begonnene Dissertation, die aus öffentlichen Mitteln teilweise gesponsert und abgebrochen wurde.

Man kann es drehen, wie man will: die Glaubwürdigkeit, ihr größtes Pfund, ist perdu. Wenn sich jemand quasi aus dem Nichts auf das Kanzleramt der Bundesrepublik Deutschland bewirbt und damit gestandenen Politikern wie Konrad Adenauer, Helmut Schmidt, Helmut Kohl oder Gerhard Schröder nachfolgen will, dann muß man darauf vorbereitet sein, daß alle genauer hinsehen, zumal in diesen schwierigen Zeiten. Die Kandidatur ist keine Kurzstory auf Instagram oder TikTok. 

Eine solche Häufung von Nachlässigkeiten hätte nicht passieren dürfen, zeugt auch von Oberflächlichkeit und Dünkel. Wenn Annalena Baerbock eine gewisse Glaubwürdigkeit wiederherstellen will, dann wird sie die begonnene Dissertation vorlegen müssen – zeitnah und ohne Ghostwriter. Politik ist das Bohren dicker Bretter. Dafür braucht man Fleiß, Durchhaltevermögen, Genauigkeit, Verbindlichkeit, Vertrauen und viel Wissen. Glaubhaft.






Antje Hermenau saß von 1994 bis 2004 für die Grünen im Deutschen Bundestag.