© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 29/21 / 16. Juli 2021

Hadmut Danisch. Nicht etablierte Profijournalisten, sondern ein Feierabend-Blogger löste den Fall Baerbock aus.
Der wütende weiße Mann
Michael Dienstbier

Hatte die grüne Kanzlerkandidatin „ihr Studium gar nicht erfolgreich absolviert? Einem Blogger aus Berlin fielen Ungereimtheiten im Lebenslauf auf.“ Mit solchen Sätzen, hier aus der Welt, beschreiben Journalisten den Auftakt des aktuellen Dramas um Annalena Baerbock. Doch wer ist eigentlich dieser viel zitierte, aber kaum namentlich genannte „Blogger aus Berlin“, dessen Zähigkeit vielleicht eine grüne Kanzlerschaft ab September verhindert haben wird? 

Ob sich am Ende wirklich alles nur auf ihn zurückführen läßt, ist umstritten. Auf jeden Fall aber kann Hadmut Danisch einen großen Teil des Ruhms – oder der Schuld, je nach Sichtweise – für sich beanspruchen. Lange schon ist der 1966 in Mannheim geborene, seit 2014 in Berlin lebende Computerfachmann eine Art populärer Geheimtip: Seinen politisch unkorrekten Blog – mit dem allerdings eher abschreckenden Namen „Hadmut Danisch. Ansichten eines Informatikers“ – lesen täglich etwa 150.000 Menschen.     

„Ich habe den Betrug gesucht – und die Linken gefunden“, faßt Danisch sein politisches Werden zusammen und berichtet, als Student Opfer von Betrug im universitären, völlig linksdurchwirkten Wissenschaftsbetrieb geworden zu sein. Bis 1994 hatte er in Karlsruhe Informatik studiert, arbeitete dann als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Europäischen Institut für Systemsicherheit der Universität und verfaßte in dieser Zeit seine Dissertation. Drei Monate vor der Prüfung verlangte sein Doktorvater plötzlich, wegen angeblicher Mängel mit einem völlig neuen Thema nochmal von vorne zu beginnen. Danisch weigerte sich, zog vor Gericht und wechselte ob des abrupten Endes seiner akademischen Karriere 1998 als Spezialist für Netzwerksicherheit in die Wirtschaft, wo er als einer der ersten Deutschen eine eigene Domain – „danisch.de“ – erhielt. 

Während die Journalisten der grünen Kandidatin huldigten, tat Danisch, was sie hätten tun sollen – er recherchierte.

Unter dieser Adresse berichtete er zunächst vom Verlauf seines Rechtsstreits mit der Uni, griff aber auch andere Themen auf, so daß der Übergang seiner Seite zu einem allgemeinen politischen Blog ab 2006, mit heute über 18.000 Artikeln, fließend verlief.

2008 legte er Verfassungsbeschwerde gegen die Ablehnung seiner Dissertation ein, der 2012 aber ohne Angabe von Gründen nicht stattgegeben wurde. Dies führte ihn zu der Frage, wie man Verfassungsrichter wird. Am Beispiel der 2011 auf grünen Wunsch vom Bundestag nach Karlsruhe gewählten Susanne Baer zeigte Danisch auf, daß weltanschauliche Zuverlässigkeit ein entscheidendes Kriterium ist. Baer, seit 2002 Professorin für Geschlechterstudien, entspricht ganz der Gender-Ideologie der Grünen.

Sein jüngster Coup, die Enthüllung des frisierten Lebenslaufs Baerbocks maßgeblich mit anzustoßen, begann damit, daß Danisch – während viele „Qualitäts“-Medien der Grünen-Kanzlerkandidatin huldigten – tat, was Journalisten tun sollten: er recherchierte. Ab Anfang Mai publizierte er seine Ergebnisse in seinem Blog, wo einige Medien darauf stießen und begannen, weiterzubohren. Klar, daß etliche Linke über eine angebliche „Haßkampagne rechter Blogger“ wüten. Danisch lehnt sich derweil zurück, zufrieden, die Macht provoziert zu haben, die ihn damals kujonierte und bis heute als einen „alten weißen Mann“ verhöhnt. 

 www.danisch.de