© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 29/21 / 16. Juli 2021

Großbritannien: Feministinnen gegen die Transgender-Lobby
Eskalation eines bizarren Kulturkriegs
(ob)

Moral als Mittel für einen von ihr verschiedenen Zweck führt in die selbstorganisierte Unfreiheit, die sogenannte Cancel Culture, die auch in Deutschland zunimmt“, klagt die Bochumer Philosophin Maria-Sibylla Lotter (zeitzeichen, 5/2021). Lange sei deren Vormarsch als Problem „eher konservativer Akademiker“ abgetan worden, deren „Vorträge gelegentlich von Aktivisten behindert werden“. In Wirklichkeit blockiere diese „neue Moralisierung“ eher Diskussionen im linken und liberalen Lager. Zutreffend ist daran nur, daß die Unkultur der Sprechverbote zumindest in Ansätzen in den Altmedien skandalisiert wurde, als die Bewohner des Narrensaums auch Linke und Liberale als „transfeindlich“, „homophob“ oder „rassistisch“ attackierten. Trotzdem markiert Lotter eine gefährliche Eskalation dieses Kulturkrieges, wenn sie auf Entwicklungen in England hinweist. Dort tobe ein ebenso bizarrer wie mit konkreten Interessen der Beteiligten verknüpfter Konflikt zwischen Transgender-Lobby und Feministinnen. Die großen Trans-Organisationen fordern neuerdings das Recht zum Geschlechtswechsel unabhängig von der noch geltenden, als „illiberal“ denunzierten Gesetzeslage. Feministinnen hingegen wehren sich dagegen, daß jeder biologische, für sie kraft natürlicher Veranlagung „gewaltbereite Mann“, das Recht erhielte, sich ohne medizinische Indikation in eine Frau zu verwandeln. Potentielle Vergewaltiger und Pädophile würden das als Einladung auffassen. Da zeichnen sich für Deutschland relevante Konstellationen ab, denen die hilflose Frau Lotter mit „mehr Einsatz für eine bessere Debattenkultur“ beikommen möchte. 


 https://zeitzeichen.net