© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 29/21 / 16. Juli 2021

Meldungen

Ottonen-Dom auf dem Eislebener Acker entdeckt

HALLE/SAALE. Der mittelalterliche Chronist Thietmar von Merseburg (975–1018) berichtete unter anderem von einer großen Kirche, welche der römisch-deutsche Kaiser Otto I. (912–973) irgendwann vor 968 der im 9. Jahrhundert heiliggesprochenen Radegundis (525–587), Thüringerprinzessin und Schwiegertochter des legendären Merowinger-Königs Chlodwig I., hat weihen lassen. Die Mauern des Bauwerkes wurden dann allerdings im Rahmen der Reformation komplett abgetragen, so daß bis vor kurzem Unklarheit darüber herrschte, wo es einstmals stand. Jetzt aber entdeckten Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (LDA) in der Königspfalz Helfta auf der Anhöhe „Kleine Klaus“ unweit von Lutherstadt Eisleben die Fundamente eines etwa 30 Meter langen, dreischiffigen Sakralbaus (Pressemitteilung des LDA vom 3. Juli 2021). Die Pfalz, in der auch Otto I. wiederholt weilte, war dabei ebenfalls erst 2009 mit Hilfe von geophysikalischen Methoden lokalisiert worden. In den Resten der geschleiften Radegundis-Kirche stießen die Archäologen seit Mai 2021 auf Münzen, Gewandspangen, Tonscherben, ein romanisches Bronzekruzifix und Fragmente einer Glocke sowie auch diverse Grabstätten von wichtigen Adligen und Klerikern aus der Region. In der bis Anfang September 2021 ausgelegten Grabungskampagne sollen auch größere Flächen im Umfeld des Gotteshauses untersucht und dabei Siedlungs- und Befestigungsreste des Mittelalters aufgedeckt werden. (ts)

 www.archlsa.de





Schnabelschuhe um 1400: Modetorheit mit Folgen

AMSTERDAM. Als Hallux vagus beziehungsweise auch Ballenzeh bezeichnen Orthopäden eine Fehlstellung der Zehen, welche vor allem aus dem Tragen von High Heels oder Pumps resultiert. Doch nicht nur die heutige Schuhmode für Frauen hinterläßt solche Spuren. Jenna Dittmar von der University of Cambridge und deren Kollegen untersuchten jetzt 177 Skelette aus dem 14. und 15. Jahrhundert von drei Friedhöfen in und um Cambridge. Dabei fanden die Archäologen bei 27 Prozent der Toten einen Hallux vagus, wobei Männer mehr betroffen waren als Frauen. Zudem lagen die meisten entsprechend Geschädigten auf den Friedhof des Augustinerklosters, wo man eher die Wohlhabenden zur letzten Ruhe bettete. Offenbar handelte es sich bei der mittelalterlichen Häufung von Ballenzehen um die Folge des häufigen Tragens von Schnabelschuhen, die zum einen sehr schmal geschnitten waren und zum anderen in einer teilweise grotesk langen Spitze ausliefen (International Journal of Paleopathology 7/2021). Zu Ende ging die „Epidemie“ erst, als König Edward IV. 1463 ein Gesetz erließ, welches das Tragen von Schnabelschuhen auf den erlauchten Kreis der Adeligen vom Lord aufwärts beschränkte. (ts)

 www.sciencedirect.com





Erste Sätze

Was dürfen wir hoffen?

Thomas Tetzner: Der kollektive Gott. Zur Ideengeschichte des ‘Neuen Menschen’ in Rußland, Göttingen 2013





Historisches Kalenderblatt

22. August 1931: Die Parteizeitung der italienischen Faschisten „Popolo d’Italia“ veröffentlicht eine Erklärung von Adolf Hitler, daß die NSDAP die Brennergrenze zu Südtirol als unabänderlich ansehe. Er dementiert eine vorherige Aussage des NS-Politikers Hans Frank in Innsbruck.