© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 29/21 / 16. Juli 2021

Meldungen

Internet-Nutzer sind nur „Objekte digitaler Fürsten“

BERLIN. Der Wirtschaftsjurist Bijan Moini hat mehr Selbstinitiative beim privaten Datenschutz angemahnt. „Eine der Ausreden der Digitalisierten ist der Mangel an Alternativen. Aber es gibt sie“, erklärte der Syndikus der Gesellschaft für Freiheitsrechte im Deutschlandfunk Kultur. „Statt Google gibt es DuckDuckGo, statt WhatsApp Threema oder Signal.“ Jeder könne „im Privatmodus surfen, jeder Browser hat eine entsprechende Funktion, die unsere gröbsten Spuren verwischt“, erläuterte Moini, „wir nutzen diese Alternativen aber nicht. Und zwar, weil wir zu faul sind“. Die Internet-Nutzer mutierten zu „Objekten digitaler Fürsten“, weil sie die Tragweite des Datenteilens ignorierten. Facebook beeinflusse durch ein paar Likes Überzeugungen. Wir könnten so viel tun, um unsere Würde auch im digitalen Raum zu wahren“, meinte Moini, aber stattdessen werde staatliche Regulierung gefordert. Diese sei nötig, doch bis sie greife, „müssen wir uns selber schützen“. (fis)

 freiheitsrechte.org





Corona-Pandemie: Mit Geld zu höheren Impfraten?

KARLSRUHE. Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) haben mit Umfragen ermittelt, wie die Corona-Impfrate erhöht werden könnte. Für 200 Euro ließen sich zehn Prozent mehr Menschen gegen Sars-CoV-2 impfen, heißt es in der Studie von Nora Szech und Marta Serra-García (KIT Working Paper 150/21). Gegenwärtig liegt die Impfbereitschaft bei 65 Prozent. Würde der Staat 500 Euro anbieten, wären sogar fast 90 Prozent der Bürger in Deutschland bereit, sich impfen zu lassen. In den USA wird bereits mit Boni gelockt: Der Bundesstaat Washington biete Marihuana-Joints, West Virginia vergibt für die Impfung Lotterielose, bei denen auch Jagdgewehre zu gewinnen sind. Israel bietet Freibier und Freistunden in Fitneßstudios an. „Gutscheine für den freien Eintritt in Freizeitparks und Museen sind eine gute Möglichkeit, um Impfanreize zu setzen“, glaubt die Juristin Christine Aschenberg-Dugnus, gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion. (mp)

 econpapers.wiwi.kit.edu





Medizinische Vorsorge und Versorgung reichen nicht aus

FULDA. Laut Bill Gates muß man nicht Armut überwinden, um die Malaria zu besiegen oder die Corona-Pandemie einzudämmen – ein Impfstoff genügt. Jens Holst, Medizinprofessor an der Hochschule Fulda, hält das für keine gute Idee. Der US-Milliardär offenbare so, daß er Gesundheitspolitik als Mittel zur Bewahrung globaler Ungleichheit betrachte (Welt-Sichten, 2/21). Medizinische Vorsorge und Versorgung seien wichtig, aber man könne die globale Gesundheit nicht nachhaltig verbessern, ohne die Lebensumstände zu ändern – von der Einkommensverteilung über die Bildung und den Umweltschutz bis zu den Arbeitsbedingungen. Dies käme in gesundheitspolitischen Debatten viel zu kurz. Ohne Umverteilung von Einkommen und Vermögen werde sich nichts verbessern. An der Beseitigung des extremen Reichtums habe der laut dem US-Magazin Forbes mit 124 Milliarden Dollar aktuell viertreichste Mensch der Welt aber kein Interesse. (dg)

 www.hs-fulda.de





Erkenntnis

Man muß verstehen, daß Tausende zoonotische Viren auf völlig natürliche Weise in Wildtierpopulationen zirkulieren. Covid-19 hat aufgezeigt, daß unsere Gesundheit mit jener von Tieren und Pflanzen unweigerlich verbunden ist. Ohne einen One-Health-Ansatz können wir die Gesundheit dieser und nächster Generationen nicht garantieren.

Christian Walzer, Leiter des Instituts für Wildtierkunde an der Vet-Med-Uni Wien