© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 29/21 / 16. Juli 2021

Kabinenklatsch
Ein Neuanfang muß her
Ronald Berthold

Vielleicht hat die Beerdigung erster Klasse bei der EM auch etwas Gutes für „Die Mannschaft“. Denn der Kunstname für die Nationalelf könnte sich mit dem wiederholten Versagen bei einem Turnier erledigt haben. Er ist endgültig belastet und steht für Verlierertruppe.

Seitdem Manager Oliver Bierhoff und der DFB das „National“ tilgten, ging es bergab. 2015, ein Jahr nach dem WM-Titel und mit dem Beginn der großen Einwanderungswelle, benannten sie die Fußballtruppe um. Hartnäckig halten sich unbestätigte Gerüchte, die Kanzlerin habe das so gewollt. Offiziell heißt es, das Aushängeschild des deutschen Fußballs sollte damit zu einer internationalen Marke aufgebaut werden. Dabei leisteten sich die Anti-Nationalen eine Freudsche Fehlleistung. Denn „die“ heißt auf englisch „sterben“. Eins muß man ihnen lassen: Dieser Auftrag wurde erfüllt. Ob Merkel nun Ideengeber war, ist jetzt schnurz. Sie tritt ab. Und mit ihr sollte auch der nach hinten losgegangene Marketing-Schuß verschwinden. Sogar der hardcore-linke Ex-Trainer Ewald Lienen stellt fest, die Fans hätten sich mit „Die Mannschaft“ nie anfreunden können. Ach was? Späte Erkenntnis, aber immerhin. Und der ziemlich zeitgeistige Reporter Marcel Reif sagt, der Begriff sei zu einem Schenkelklopfer für Versager geworden.

Da hat er recht. 2018 hat „Die Mannschaft“ etwas nie Dagewesenes geschafft: Als Vorrundenletzter ist sie bei der WM ausgeschieden. Und nun das EM-Debakel. Ein Neuanfang muß her. Liebe DFB-Bonzen, ihr könnt die Truppe natürlich auch in „Rainbow-Boys“ umbenennen. Aber dann wundert euch nicht, daß den Zirkus keiner mehr sehen will. Spielt einfach Fußball, und haltet sonst die Klappe.