© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/21 / 23. Juli 2021

Blick in die Medien
Kampf ums Wochenende
Tobias Dahlbrügge

Die Absatzzahlen der traditionellen Tageszeitungen sind seit Jahren im Sinkflug. Da wird das Gerangel um die verbliebenen Käufer gröber. Auf dem besonders hart umkämpften Markt der Wochenendblätter krachen gerade zwei Platzhirsche zusammen: Welt am Sonntag und Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung stehen im Ring.
Doch Springer-Chef Mathias Döpfner hat ein Hufeisen im Boxhandschuh. Seine Strategie heißt „5+2“. Die Berliner kommen künftig mit der Welt am Sonntag schon am Samstag heraus. Damit reagieren sie auf den Schritt der Frankfurter, auch ihre FAS seit einigen Monaten schon am Samstag herauszugeben, um die teureren Zustellkosten am Sonntag zu reduzieren. Doch die FAS-Leser erhalten ihr Blatt lediglich einen Tag früher, die WamS-Kunden bekommen nun samstags und sonntags eine Ausgabe.
Das geht nicht ohne Abstriche bei der Tageszeitung, die künftig verschlankt erscheint.
Damit ist die WamS doppelt im Vorteil: Die Wochenendverteilung wird für die Vertriebsabteilung  einfacher, und mit zwei Ausgaben am Wochenende kann schneller auf aktuelle Nachrichtenlagen reagiert werden. Das dürfte vor allem Leser freuen, die an frischen Sportergebnissen interessiert sind. Auch die Anzeigenkunden haben nun am Samstag die Wahl zwischen FAS und WamS.
Das alles geht natürlich nicht ohne Abstriche beim Flaggschiff: Die normale Welt-Ausgabe erscheint nach dem 5+2-Konzept wochentags nur noch in „verschlankter“ Form. Dem Zwang werde aber keine journalistische Qualität geopfert, verspricht Döpfner, vielmehr werde der Inhalt nur „hochverdichtet“. Ja genau, sekundiert Welt-Chefredakteurin Dagmar Rosenfeld, man werde nur „noch präziser und prägnanter“. Und WamS-Chefredakteur Johannes Boie ätzt in Richtung Main: Seine Zeitung werde nun „wesentlich aktueller als das Angebot unserer direkten Konkurrenz, die sich von der Aktualität am Sonntag verabschiedet hat“. Ätsch.
Sicherheitshalber werden auch noch die Preise gesenkt, von 2,80 Euro für eine Wochentags-Welt-Ausgabe auf ca. zwei Euro. Wenn die Leser nur bloß nicht aus „5+2“ einfach „minus sieben“ machen. Bleibt abzuwarten, was sich die FAS einfallen läßt, um den Aktualitätsnachteil auszugleichen.