© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/21 / 23. Juli 2021

Vordenker: Globales Zusammenleben in Europa ermöglichen
Patentlösung der Migrationskrise

Wer etwas Neues schaffen will, muß das bewährte Alte bewahren. Letzteres ist für den linksliberalen Publizisten Achim Engelberg, Sohn des DDR-Historikers Ernst Engelberg (1909–2010), ausgerechnet der Kapitalismus mit seinem Ensemble von Märkten und Konkurrenzen. Damit Tabula rasa machen zu wollen, zeuge bestenfalls von Naivität. Trotzdem stehe die Menschheit vor der „Jahrhundertfrage“, wie die Sackgasse der „einseitig ökonomischen, menschenfeindlichen Globalisierung“ wieder zu verlassen ist (Blätter für deutsche und internationale Politik, 6/2021). Schließlich seien die Krisen der Gegenwart durch die „im Herzen der liberalen Systeme eingebettete Gewalt“ entstanden. Engelberg schlägt daher vor, Europa solle „Vordenkern“ wie dem französischen Soziologen und rührigen „öffentlichen Intellektuellen“ Bruno Latour folgen, die dem alten Kontinent zumuten, „aus historischer Verantwortung aufgrund der eigenen Kolonialgeschichte“ für die Kollateralschäden der entfesselten Globalisierung allein aufzukommen. Was in erster Linie heißt, seinen Reichtum und seinen Boden mit Migranten zu teilen. So würden nicht nur Fluchtursachen und globale Ungleichheit beseitigt. Die Europäer kämen auch als erste dem Fernziel eines „neuen globalen Zusammenlebens“ ein großes Stück näher. (wm)   www.blaetter.de