© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/21 / 23. Juli 2021

Frisch gepresst

Supermacht. Als Nachfolger Peter Scholl-Latours sitzt der Journalist Michael Lüders der Deutsch-Arabischen Gesellschaft vor. Expertise bringt der langjährige Nahost-Korrespondent der Wochenzeitung Die Zeit dafür reichlich mit. Aber das Amt empfiehlt ihn nicht unbedingt, um als Fachmann für die Außenpolitik der USA aufzutreten, wie er das im jüngsten seiner vielen Bücher tut. Es scheint ihn aber zumindest auf eine ähnlich kritische Perspektive festzulegen, wie sie der als zu „amerikafeindlich“ geltende Scholl-Latour einnahm. Den übertrifft er in seiner Abneigung gegen „Atlantiker“ in diesem Werk sogar noch. Dabei hat er viel Material angehäuft, um zu beweisen, daß die Supermacht USA kein „gütiger Hegemon“ ist, sondern mit allen Mitteln ausschließlich eigene Interessen verfolgt. Wir können uns die Rolle als Juniorpartner Washingtons auf Dauer nicht mehr leisten, ist sein Aufruf. Schade, daß Lüders die bundesdeutschen Unterstützer dieser jetzt auf neue „Kalte Kriege“ gegen Rußland und China zusteuernden Politik nur streift und nicht genauer unter die Lupe nimmt: Die Verteidiger „westlicher Werte“ in den Altmedien und neuerdings die zusammen mit dem German Marshall Fund unter dem Motto „Transatlantisch? Traut Euch!“ für einen „engen Schulterschluß mit den USA unter Joe Biden“ trommelnde grüne Heinrich-Böll-Stiftung. (dg)

Michael Lüders: Die scheinheilige Supermacht. Warum wir aus dem Schatten der USA heraustreten müssen. Verlag C. H. Beck, München 2021, broschiert, 293 Seiten, 16,95 Euro




Libkons. Konservativ sein eckt an. Der Liberale steht im Zweifelsfall auf seiten der Freiheit, der Soziale weist eine moralisch weiße Weste vor. Der Konservative erweckt dagegen Mißtrauen, ihm lastet der Vorwurf der Rückständigkeit an, seine Skepsis nervt. Was genau hält er für erhaltenswert und was will er? Roman Bauer seziert in seinem Buch die drei Begriffe, die für ihn die grundlegenden Orientierungspunkte einer politischen Einstellung definieren. Der gelernte Theologe, Philosoph und Naturwissenschafter untersucht Herkunft und Wesen des Liberalismus, der Liberalität, des Sozialismus sowie des Sozialen und des Konservatismus. Dabei existieren diese nicht nur in Reinform. Den Sozialliberalismus benennt er als derzeit im Trend liegend. Er sei ein „besonders verführerischer Vertreter, geradezu ein gefährlich süßes Gift“. Wohlstandsdekadenz und Regulierungssucht hätten verheerende Folgen für den Staat und eine freiheitliche Gesellschaft. Das Konservative beschreibt er dagegen als nüchternen Realismus, als Ausfluß aufgeklärter Ethik. Der „moderne Konservative“ sei „der Anwalt für Normalität und Natürlichkeit“. Bauer appelliert daher an diese Kräfte, ein „notwendiges Wächteramt“ auszuüben gegenüber den „liberalen und sozialistischen Versuchungen zu Übertreibung und Maßlosigkeit“. (hr)

Roman Bauer: Liberal – Sozial – Konservativ. Was davon ist zu viel, was zu wenig und was steht auf dem Spiel. Gerhard Hess Verlag, Bad Schussenried 2021,
broschiert, 209 Seiten, 16,99 Euro