© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/21 / 23. Juli 2021

Leserbriefe

Zu: „Nennung der AfD als Prüffall war rechtswidrig“, JF 29/21

Kramer vs. Kramer: gelebte Sozialpädagogik

Was will man schon von solch einer politisch zwischen den Parteien umherirrenden Person wie Thüringens Verfassungsschutzchef Stephan Kramer erwarten? Ich weigere mich, diesen als Präsidenten zu titulieren, der unberechtigterweise einen Posten bekleidet, der ein abgeschlossenes Rechtsstudium und zweites Staatsexamen voraussetzt. Dem Nichtjuristen Kramer kann man also wegen mangelnder Qualifikation nicht Rechtsbeugung oder gar politische Stigmatisierung vorwerfen. Denn schließlich gilt auch für ihn die Unschuldsvermutung. Denn was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.
Dieser Mensch hat nicht nur kein Rechtsstudium abgeschlossen, sondern sich an drei (!) Universitäten vergeblich daran versucht. Stattdessen ein Sozialpädagogik-Studium an einer Fachhochschule, zu dem es in Wikipedia heißt: „In der Sozialpädagogik wird versucht, die Eigenverantwortung eines Menschen und damit seinen selbstständigen Umgang mit allgemeinen Lebenslagen in der Gesellschaft zu stärken. Da die Befähigung eines Menschen, am gesellschaftlichen und öffentlichen Leben teilzunehmen, nicht bei jedem gleich ausgebildet ist, beschäftigt sich die Sozialpädagogik auch mit der Möglichkeit, gesellschaftliche Benachteiligungen abzubauen (...)“. Also Kramer für Kramer – die gelebte Sozialpädagogik!

Joachim Wedler, Bad Harzburg





Zu: „Und die Kanzlerin schweigt“ von Thorsten Hinz, JF 28/21

Deutsche Opfer – Opfer zweiter Klasse

Zur Bluttat von Würzburg schweigt die Bundeskanzlerin abermals. Die Berichterstattung der Medien ist auf ein Minimalprinzip runtergefahren. Doch das ist nicht alles: Nach dem Messerattentat des Afrikaners sollten eigentlich die Angehörigen eine Entschädigung erhalten. Seit 2018 haben hinterbliebene nächste Angehörige von Terroranschlägen einen Anspruch in Höhe von 30.000 Euro, hinterbliebene Kinder von 45.000 Euro. Die Bluttat von Würzburg ist beim Namen zu nennen: Es war ein islamistisches Terrorverbrechen! Doch die Bundesregierung sieht nach Wochen der Ermittlungen kein „Terrormotiv“. „Allahu akbar“-Rufe und islamistisches Propagandamaterial spielen hier offenbar keine Rolle. Der Täter soll laut Behörden aufgrund einer psychischen Störung gemordet haben. Somit stünden den Angehörigen keine Härtefall-Leistungen zu. Deutsche Opfer – Opfer zweiter Klasse!

Markus Krauss, Leingarten





Zu: „Treffer gelandet“ von Hans-Hermann Gockel, JF 28/21

Die Presse an ihre Aufgabe erinnert

Hans-Georg Maaßen ist mit Recht verärgert, seit er – erst wegen charakterlicher Integrität, intellektueller, fachlicher Souveränität, unbeugsamen, klaren, unbestechlichen Urteilsvermögens als Präsident ins Bundesamt für Verfassungsschutz geholt – von Frau Merkel nach vielen Jahren der Bewährung genau wegen dieser Eignungsmerkmale aus dem Amt geschaßt wurde, als er zweimal ihre (Fehl-)Einschätzungen, nämlich zahlloses und unkontrolliertes Einreisenlassen Hunderttausender Migranten im Jahr 2015 und „Hetzjagd“ in Chemnitz 2018, nicht zu teilen vermochte, und daraufhin von ihr und zumeist Links-Grünen als „Rechter“ für vogelfrei erklärt wurde.
Der mediale Shitstorm zeigt jedem selbst Denkenden ganz klar, daß in den öffentlich-rechtlichen Anstalten ARD, ZDF und in allzu vielen anderen Medien schon seit vielen Jahren die berufliche Aufgabe von Journalisten eindeutig nicht erfüllt wird. Journalisten sollen nämlich über Politik (nur) berichten, nicht jedoch selbst Politik machen. Genau das ist das Problem. Maaßen unternimmt keinen „Angriff auf die Pressefreiheit“, wie Konstantin von Notz von den hilflos gewordenen Grünen glauben machen möchte, sondern zeigt ein virulentes Problem auf. Kritik an der Art und Weise dieser parteiaktivistischen „Presse“-Arbeit stellt schon gar keinen Angriff auf die Institution dieser öffentlich-rechtlichen Anstalten dar, sondern soll diese lediglich daran erinnern, daß sie dem Steuerzahler nicht ausgewählt positive Informationen über die Grünen und Frau Baerbock servieren sollen, sondern einfach alles berichten, was passiert. Das ist die Aufgabe von Journalisten und Presse. Nicht mehr und nicht weniger.

Werner Heinrich, Reutlingen





Zu: „Strg C Strg V“ von Felix Krautkrämer, JF 28/21

Mich wundert das überhaupt nicht

Ich gehe davon aus, daß die bei Frau Baerbock aufgedeckte Arbeitsweise des Plagiats symptomatisch ist für den Zustand der Gesellschaftswissenschaften. MINT-Fächer dagegen haben den Realitätscheck zu bestehen, das heißt, irgendwann kommt man bei der Arbeit an einen Punkt, wo eine harte Faktenprüfung durch „die Welt“ unumgänglich ist. Wie seit dem Buch „Eleganter Unsinn“ (Sokal, Bricmont) bekannt sein dürfte, ist das nicht überall so – in manchen Fächern tut es auch selbsterfundener Quatsch. Da der aber ohnehin nicht überprüft wird (sonst müßten ganze Fakultäten dichtmachen wegen permanentem Null-Erkenntnisgewinn), spielt es wohl auch keine Rolle mehr, woher man diesen Quatsch bezieht, ob aus eigener oder fremder Quelle. Vermutlich sind ganze Studentengenerationen in den entsprechenden Pseudowissenschaften dahingehend geprägt: eine wissenschaftliche Arbeit liegt dann vor, wenn 50 Seiten geschrieben sind, das Ganze einen Titel und ein Inhaltsverzeichnis hat und die Zusammenfassung in die politisch korrekte Richtung geht. Et voilà: ein Buch ist ebenso schnell fabriziert. Mich wundert das überhaupt nicht.

Dr.-Ing. Tobias Wieczorek, Karlsruhe





Zu: „Kleiner Staat, ganz groß“ von Reiner Osbild, JF 28/21

Am Ende ist uns die totale Diktatur sicher

Knapper, prägnanter und umfassender läßt sich die desolate Lage in dieser Republik kaum darstellen. Am Ende bleibt die Frage, was man gegen einen dysfunktionalen Staat, wie er hier beschrieben wird, tun kann. Die Antwort kann nur lauten: Dieser Staat muß radikal auf seine Kernaufgaben zurückgeschnitten werden, das heißt demokratische Entscheidungsfindung, Gleichheit aller vor dem Gesetz, innere und äußere Sicherheit. Eingriffe in die Wirtschaft und die Bildung müssen beendet und neue Wege zur Mitverantwortung der Bürger gefunden werden. Wenn dies auf Dauer nicht gelingt, ist uns am Ende die totale Diktatur sicher.

Klaus Wiedmann, Plön





Zu: „Position gefestigter denn je“ von Paul Leonhard, JF 28/21

Fremdenlegion fremdelt mit Frauen

Den Bericht über die französische Fremdenlegion habe ich mit Interesse gelesen. Einen der letzten deutschen Meldegänger aus Dien Bien Phu habe ich noch persönlich kennengelernt, der übrigens trotz mehrjährigen Indochinaeinsatzes keineswegs traumatisiert war. Nun scheint mir dieser multiethnische Verband, dessen Mitgliedern der Status des Militärexperten zugebilligt wird und in dem „besser vorqualifizierte und physisch leistungsfähige Männer dienen“, geradezu prädestiniert zu sein, in Mali eingesetzt zu werden, um die dortigen Probleme Frankreichs zu beseitigen. Ob die Bundeswehr in Anbetracht ihres Personalmangels, der hohen Abbrecherquote in der Ausbildung und der Ergebnissse des Afghanistan-Einsatzes auch nur annähernd in der Lage ist, die dortigen schwierigen Einsatzverhältnisse zu bewältigen, darf bezweifelt werden, zumal es auch hier wie bei anderen Auslandseinsätzen an einer sinnvollen Sicherheitsstrategie fehlt. Im übrigen wird es schon handfeste Gründe haben, daß die Fremdenlegion keine Frauen einstellt.

Bernd Walter, Königs Wusterhausen






Zur Meldung: „Temperaturanstieg erfordert verläßliche Hitzewarnungen“, JF 28/21

Nicht Klima, sondern Wetterkapriolen

Hitzewellen mit über 40 °C gibt es in Kanada immer wieder. Massenmedien machen schnell daraus einen Beleg für die Erderwärmung. Wird es deutlich kälter, wird das gern verschwiegen. Der Knaller: Etwas östlicher war es zeitgleich ernsthaft kalt, deutlich unter 10 °C! In den eher westlichen USA ein ähnliches Bild, Temperaturdifferenz von circa 30 °C. Wetter ist nicht gleich Klima, und es gibt immer wieder Wetterkapriolen.

Andreas Schöllhammer, Kreis Siegburg, NRW





Zu: „Der Flaneur / Nerven im Sommer“ von Holger Ziehm, JF 28/21

Beispielhaft: Autoversicherung freeyou

Diese Unsitte des Duzens ist für junge Leute zur Selbstverständlichkeit geworden und hat inzwischen auch im Internet ihren Platz gefunden. Passiert ist es auch mir zuletzt beim Wechsel meiner Autoversicherung zu freeyou. Darauf den Mitarbeiter (alles passiert schriftlich) angesprochen, daß wir uns gar nicht kennen und ich die Höflichkeitsform „Sie“ bevorzuge, meinte er nur, das sei bei ihnen so üblich. Geändert hat sich auch nichts. In welcher Welt leben wir eigentlich? Soll das modern sein?

Armin Steinmeier, Neuried/München



Hüftgelenktief im sozietalen Morast

Die soziopathische Reaktion des „jungen Mannes“ gegenüber einem berechtigten Anliegen des „Flaneurs“ und die inadäquate Bemerkung eines unfreiwilligen Zuhörers zu dieser Szene sind beileibe kein Einzelfall. Die Verpöbelung ist in der Alt-BRD längst zu einem Massenphänomen geworden. Diejenigen, die an den überlieferten bürgerlichen Konventionen festhalten wollen, waten hüftgelenktief im sozietalen Morast der 68er Unkultur-Revolution.

Hans-Peter Nickel, Wächtersbach



Mehr Entspannung, mehr Trinkgeld

Dazu meine Erfahrung an der Tankstelle: Ein älterer Herr wird von der jungen Verkäuferin tituliert mit junger Mann, worauf der Mann erbost antwortet: „Eine Unverschämtheit, ich bin ein älterer Herr und kein junger Mann.“ Vor zehn Jahren sagte ich einmal im Geschäft zu einer älteren Dame „junge Frau“, woraufhin sie ihre Hand auf meinen Arm legte und sagte, seit 20 Jahren habe keiner mehr zu ihr junge Frau gesagt. Ihr Trinkgeld war fürstlich. Als 65jähriger meine ich, Ihr Flaneur hätte das etwas entspannter sehen sollen.

Hartmut Menkens, Ganderkesee





Zu: „Vertrieben in den Kontext“ von Christian Rudolf, JF 27/21

Steinmeier: Überzeugend gescheitert

Aus Anlaß des bevorstehenden 80. Jahrestags des deutschen „Überfalls“ auf die Sowjetunion (22.06.1941) hatte der Bundespräsident das Wort ergriffen, und man bemerkte aufmerksam und berührt seine tiefe Achtsamkeit und Empathie für die schrecklichen Opfer, welche die Völker der Sowjet­union bis zum endgültigen Sieg über das nationalsozialistische Deutschland mit seinen Kriegsverbrechen (und unsere Eltern und Großeltern als Täter, der Präsident vergaß nicht, uns mit der gebotenen Eindringlichkeit wieder darauf hinzuweisen) erbringen mußten. Da durfte man gespannt sein, wurde doch nahezu parallel das – auch von großen Teilen der SPD – so lange und erbittert bekämpfte „Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ samt seiner Dauerausstellung in einer schlichten Feierstunde im Berliner Deutschlandhaus eröffnet. Welch eine Gelegenheit für den deutschen Bundespräsidenten, endlich die historisch so außerordentliche Sühne- und Friedensleistung der deutschen Vertriebenen bei so angemessenem Anlaß, dazu in solch klug gewählter Nachbarschaft des Gedenkens mit anzusprechen und allen Bürgern dieses Landes als ein ebenfalls bedeutsames Stück unserer historischen Identität zu vermitteln! Nur, das wollte dieser Präsident – plötzlich wieder ganz „Partei“ – einfach nicht. Und so war er nicht nur physisch abwesend im „Deutschlandhaus“, er schwieg zu diesem Tage auch so gänzlich. Er scheiterte am 21. Juni 2021 wohl auch im Kern wie im Ganzen an seiner Aufgabe als Bundespräsident.

Andreas Gizewski, Großhansdorf





Zu: „Angriff auf die Familien“ von Ulrich van Suntum, JF 27/21

Wenn Eheringe mehr wert sind als Kinder

Professor Ulrich van Suntum verteidigt hier tapfer das Ehegattensplitting, mithin auch Frau Merkels oder Herrn Spahns Ehering, die offenbar mehr wert sind als Kinder. Der Glaube, die Leute kriegten immer ausreichend Kinder (Adenauer), wurde mittlerweile empirisch deutlich widerlegt. Ja, zu 90 Prozent profitieren Ehepaare mit Kindern vom Ehegattensplitting. Doch das Ehegattensplitting ist keine „Familienförderung“! Ein Kind kostet ungefähr 180.000 bis 200.000 Euro, bis es volljährig ist. Geld, welches Eltern nicht in die private Altersversicherung stecken können (von Alleinerziehenden will ich gar nicht anfangen). Und es kostet sehr viel Zeit. Zeit, die kinderlose Personen und Paare in bessere Berufschancen und mehr Arbeitszeit stecken können. Mehr Einkommen, weniger Kosten und am Ende des Lebens noch finanziert werden von den Kindern derer, die selbst finanziell verhältnismäßig schlechter darstehen. Das ist unser System.
Dieses System gilt es nicht zu verteidigen, sondern grundlegend zu reformieren. Und zwar im Sinne einer tatsächlichen Förderung von Familien. Dabei ist es egal, ob es noch zwei Partner sind oder eine alleinerziehende Witwe; was eine Familie ausmacht sind: Kinder!

Elvira Sellin, Erfurt