© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 32/21 / 06. August 2021

Angebräunter Naturschutz und rassistische Vogelnamen
Schluß mit Mohrenlerche
(wm)

Anläßlich der vom Naturschutzbund Deutschland organisierten Wahl des Vogels 2021 konnte ein Startschuß zur „Machtergreifung“ von Rechten, rassistischen Anthroposophen und völkischen Siedlern, die Umweltschutz mit Blut-und-Boden-Ideologie aufladen, nur in letzter Minute verhindert werden. Das glaubt der als linker Verschwörungstheoretiker nicht unbegabte Katapult-Redakteur Ole Kracht (Ausgabe 22/2021). Denn unzählige „Rechte“ hätten in den sozialen Netzwerken dafür getrommelt, für den Goldregenpfeifer zu votieren. Warum? Weil Armin Mohler (1920–2003) den zierlichen Vogel wegen seines sechsten Sinns für Regen, gleichbedeutend für nahendes Unheil, zum „neurechten Wappentier“ geadelt habe. Die Kampagne scheiterte zwar, da sich eine Mehrheit für das ideologisch leicht zu vereinnahmende Rotkehlchen entschied. Aber das Kopf-an-Kopf-Rennen verdeutlicht für Kracht einmal mehr, welche braunen Abgründe sich selbst in der vermeintlich harmlosen Vogelkunde auftun können. Das hätten stets wachsame „Antirassisten“ in Schweden längst erkannt. Dort und dann im übrigen Skandinavien und in den USA sei mit der Umbenennung „unzeitgemäßer“ Vogelnamen begonnen worden. Der südamerikanische Zigeunervogel heiße nun Hoatzin, der Kaffernsegler und der Weißbrust-Negerfink hören jetzt auf die politisch korrekten Namen Weißbürzelsegler und Weißbrust-Nigrita. In Deutschland, wo der Natur- und Vogelschutz ohnehin schwer an seinem NS-Erbe trage, sei immerhin schon die Mohren- in Schwarzsteppenlerche umgetauft worden. Allerdings sei man noch nicht so weit sensibilisiert, der Hottentottenente ihren skandalösen Namen zu nehmen. 


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