© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 32/21 / 06. August 2021

Filmkritik Der Sturm bricht los
Der alte Kapitän und die Liebe
Werner Olles

Der alternde, ausgebrannte Kapitän Erich Müller (Curd Jürgens) fährt schon seit Jahren nicht mehr zur See, seit die Freiheiten auf den Meeren eingeengt wurden und die Kapitänsherrlichkeit der alten Zeit für immer vorbei ist. So lebt er in Le Havre in den Tag hinein und hofft irgendwie doch noch sein Glück zu machen.

Bei einer Feier lernt er das Geschwisterpaar Catherine (Mylène Demongeot) und Michel Mougins (Alain Saury) kennen, die Erben einer einstmals bekannten Reederei, die durch ihren aufwendigen Lebensstil ihr Erbe verschleudert haben. Der Kapitän a.D. verliebt sich in die attraktive, junge Catherine. Auf einem Maskenball kommt Michel auf die Idee, wie man durch einen Versicherungsbetrug wieder zu Geld kommen kann. Er schlägt Müller und seiner Schwester vor, den ältesten Frachter der Reederei, die „Volturnia“, Schiffbruch erleiden zu lassen, um dann die Versicherungssumme zu kassieren. Catherine findet den Plan genial, und auch Erich Müller sieht darin die Möglichkeit, seinen Traum von Reichtum und schnellem Glück zu verwirklichen und entschließt sich, den Untergang des Schiffes selbst zu inszenieren.

Er fährt nach Hamburg, wo er einen alten Kameraden trifft, der die Sprengladung in die „Volturnia“ einbaut. Vierzig Stunden von Hamburg entfernt, auf der Route nach Helsinki, muß Erich Müller ein noch vom Krieg mit Seeminen verseuchtes Gebiet durchqueren, genau hier soll der Frachter versinken. Doch das Schiff fährt tatsächlich auf eine echte Mine, und während die Mannschaft unter Einsatz ihres Lebens versucht, die „Volturnia“ zu retten, entschließt sich Müller, die Sprengladung zu entschärfen … 

Yves Ciampis französisch-italienisches Kriminaldrama „Der Sturm bricht los“ („Le vent se lève“/„Il vento si alza“, 1959) um einen ausgedienten Schiffskapitän, der sich aus Verbitterung und aus Liebe zu einer jungen Frau an einem Versicherungsbetrug versucht und durch unerwartete Zwischenfälle von seinem Vorhaben abgebracht wird, ist ein „handlungsarmer, effektvoll auf Nervenkitzel angelegter Thriller, der jedoch kaum Intensität und innere Spannung erreicht, weil er alle menschlichen Bezüge vernachlässigt und letztlich unglaubwürdig bleibt“, urteilte das „Lexikon des internationalen Films“. Einzig dem „normannischen Kleiderschrank“ Curd Jürgens gelingt es mit seiner Darstellung des sturen Draufgängers zu überzeugen.

DVD: Der Sturm bricht los. Pidax Film-Klassiker 2021, Laufzeit etwa 89 Minuten