© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 32/21 / 06. August 2021

Blick in die Medien
Es bleiben im Raum ...
Tobias Dahlbrügge

Wer will denn noch Talkshows sehen, in denen doch nur die ewig gleichen „üblichen Verdächtigen“ von Lauterbach bis Kühnert sitzen und durcheinanderquasseln? Das hat man sich auch bei der ARD gedacht und versucht, die TV-Debatte neu zu erfinden.

Das Ergebnis heißt „Der Raum mit Eva Schulz“. Moderatorin Schulz kommt von „Deutschland3000“ von der ARD&ZDF-Indoktrinations-Plattform funk für die junge Bevölkerung. Das neue Format wurde vom SWR eigens für die ARD-Mediathek produziert. Das noch plumpere funk-Framing sickert damit weiter ins Innere des öffentlich-rechtlichen Programms durch.

Die Gäste des „innovativen“ Hybridformats sind dann doch wieder die ständig gleichen Gesichter.

Das Konzept gleicht einem Escape-Room-Spiel. Vier Teilnehmer mit unterschiedlichen politischen Positionen müssen gemeinsam Spielaufgaben lösen, um sich aus dem Raum zu befreien. Dabei hängen die Aufgaben mit dem Thema der Sendung zusammen. Zwischendurch werden die Spieler einzeln zu ihren Erfahrungen interviewt. Das Zwitterformat aus Polit-Talk und Gameshow ist weder Fisch noch Fleisch: Eine echte Debatte kommt durch die Spiel-Unterbrechungen kaum zustande und bei den Spielen nervt das Gelaber. Das Niveau bleibt infantil und oberflächlich. Dabei hätte die Idee grundsätzlich Potential: In der ersten Sendung, mit dem Titel „Ist Fleischessen noch okay?“, treffen zwei urbane Hipster, von Beruf „Influencer“, auf einen westfälischen Landwirt und eine FDP-Abgeordnete. Doch statt den Wohlstandskindern mal verbal die Hosen strammzuziehen, beschließen alle bloß, daß jeder irgendwie „okay“ ist. Thema der zweiten Sendung ist das alte linke Märchen von der „Bildungsgerechtigkeit“. Als Ausgleich dafür, daß der liebe Gott den Grips ungerecht verteilt hat, sollen die Schlauen eben doofer gemacht werden. Als Gast unter anderem hier dabei – oh nein, Kevin Kühnert! Und täglich grüßt das Murmeltier.

Die Anstalt preist den Zirkus als „innovativ“ und „relevant für junge Communities“ an und verspricht „politische Hardfacts“. Da kann man nur lachen – oder auch weinen. Aber unterhaltsamer als ein paar Krawattenfuzzis, die sich bei Will, Lanz & Co. im Sessel lümmeln, ist es tatsächlich.