© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 32/21 / 06. August 2021

Merkels Erbe – Krise der parlamentarischen Demokratie
Alternativlos marode
(ob)

Seit Monaten häufen sich publizistische Abgesänge auf Angela Merkel (CDU), je nach politischer Einstellung als „Abrißbirne aus der Uckermark“ (achgut.com) oder „erfolgreiche Krisenmanagerin“ (FAZ). Jenseits solcher simplen Personalisierung des Politischen beklagt der Politologe Albrecht von Lucke das eigentliche Elend, daß sechzehn Jahre der Dauerkanzlerin Merkel einen maroden Zustand der parlamentarischen Demokratie hinterlassen hätten (Blätter für deutsche und internationale Politik, 4/2021). Zuletzt habe das Corona-Mißmanagement, inklusive der „Maskenskandale“ vom Frühjahr, offengelegt, daß in der CDU/CSU so „gewaltige Kräfte der Selbstzerstörung“ am Werk seien, daß mit der Post-Merkel-Union und Armin Laschet kein Neustart mehr möglich sei. Jedoch sei das bundesdeutsche parlamentarische System heute überhaupt nicht mehr in der Lage, „inhaltliche Alternativen zur schwarzen Republik hervorzubringen“, wie ein Blick auf das programmatisch dünne, personell ausgelaugt oder – nach der Selbstdemontage Annalena Baerbocks (Grüne) – schlicht unseriös wirkende rot-rot-grüne Lager zeigt. Erstmals in der Geschichte der BRD fehle es daher nach einer langen Kanzlerschaft an starken Herausforderern, so wie das noch Willy Brandt 1969, Helmut Kohl 1982 oder Gerhard Schröder 1998 gewesen seien. 


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