© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 32/21 / 06. August 2021

JF-Intern
Weniger ist auch schön
Die Stallwache

Es gibt zwei Arten, Ferien zu machen. Bei der einen muß man wertvolle Urlaubstage opfern, zwei Wochen Familienkrach ob des Reiseziels durchstehen (eine davon auf dem – zu kurzen – Sofa nächtigen), umständlich einen überteuerten „Spartarif“ buchen, Sachen packen, von denen man später die Hälfte gar nicht braucht, Bücher mitschleppen, zu denen man, wie schon letztes Jahr, sowieso nicht kommt, vor Sonnenaufgang aufbrechen, um später doch im Stau zu stehen und schließlich angekommen viel zuviel Geld auszugeben und sich mit Proleten aus Gelsenkirchen und betrunkenen Engländern um die besten Plätze zu balgen – während sie jammert, daß sie es ja gleich gesagt habe und überhaupt Spanien in diesem Jahr viiiiiel schöner gewesen wäre. 

Und da ist die andere Art, bei der man, frei von alldem, morgens später loskann, weil man zügig über leere Straßen rollt, oder ein ganzes Bahnabteil bequem für sich hat, von „Meetings“, Anrufen und „lieben“ Kollegenbesuchen verschont bleibt, vor der Kaffeemaschine, Toilettentür und in der Kantine nicht Schlange stehen muß, sich nachmittags mit den wenigen anderen Verbliebenen vom zuvor von allen Kollegen angesparten Kaffeekassengeld ein üppiges Kuchenbuffet leisten kann und den lauen Abend im Biergarten immer an seinem Lieblingsplatz genießen kann. 

Welche Gruppe sich wirklich erholt hat, das zeigt, wenn wie nun bei der JF nach der Sommerpause alle wieder im Dienst sind, ein Blick in die Gesichter. Die unseren, liebe Kollegen, sind die Entspannung selbst.