© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/21 / 13. August 2021

Gefahr für die USA
Christopher Rufo gelingt etwas für US-Konservative Untypisches, er gewinnt. Erfolgreich klärt er über „Antirassismus“ auf.
Björn Harms

Christopher Rufo steht unter Beschuß. Aus den Medien bläst dem 36jährigen US-Amerikaner derzeit ein scharfer Gegenwind ins Gesicht. „Wie ein konservativer Aktivist den Konflikt um die ‘Critical Race Theory’ erfand“, titelte etwa der New Yorker kürzlich. Noch schlimmer lief es beim TV-Interview auf MSNBC, bei dem die linke Moderatorin Joy Reid ihn kaum zu Wort kommen ließ, 15mal unterbrach und dann mitten im Gespräch abschaltete. Die deutsche „Tagesschau“ brandmarkte ihn als „zentralen Akteur“ einer rechten Kampagne. Was hat er Schlimmes getan? 

Seit mehreren Jahren warnt der Dokumentarfilmer und Autor vor der toxischen Wirkung der „Critical Race Theory“ (CRT), die in den USA mit ihrem Vorwurf des „systematischen Rassismus“ für heftige Debatten sorgt. Lange Zeit kämpfte er fast alleine auf weiter Flur, denn in der Republikanischen Partei griff man nur zögerlich in den eskalierenden Kulturkampf ein. Bis Donald Trump 2020 eine Exekutivorder unterzeichnete, die die Finanzierung von CRT-Schulungen für Bundesangestellte stoppte. Wenige Tage zuvor hatte Rufo in der TV-Show „Tucker Carlson Tonight“ beim Sender „Fox News“ den Präsidenten aufgefordert, die Diversity-Trainings endlich zu beenden. „Es ist absolut erstaunlich, wie die Kritische Rassentheorie jede Institution in der Bundesregierung durchdrungen hat“, erklärte Rufo dort. Die CRT sei mittlerweile „die Standard-Ideologie der Bundesbürokratie“.

Diese Ideologie, so Rufo, ist eine „existentielle Gefahr für die Vereinigten Staaten“ und sie ist „anti-amerikanisch“.

Nachdem der Autor 2019 mit der Milieustudie „America Lost“ seinen vorerst letzten Dokumentarfilm veröffentlicht hatte, konzentrierte er sich ganz auf den Kampf gegen den „neuen Antirassismus“. Er blieb seiner investigativen Linie treu, sichtete und veröffentlichte zahlreiche Dokumente, die zeigen, wie große Konzerne ihre Angestellten in Diversity-Schulungen auf Linie bringen und wie sogar in einzelnen Fällen Schulklassen mit der CRT indoktriniert werden. Dazu publizierte er Dutzende Artikel, die die ideologischen Grundlagen der CRT beleuchten, und gab zahlreiche Interviews. Mit Erfolg: „Rufo tut etwas, das so spektakulär unkonservativ ist, daß er seine politische Zugehörigkeit überprüfen müßte: Er gewinnt“, kommentierte Abigail Shrier vom Wall Street Journal. Tatsächlich wurden die wachsenden anti-weißen Ressentiments in den USA lange Jahre nur vom rechten Rand thematisiert. So warnten etwa der Evolutionspsychologe Kevin B. MacDonald oder der Journalist Jared Taylor vom Magazin American Renaissance vor den Auswirkungen, drangen jedoch nicht durch, da sie im etablierten Milieu als Rassisten („White supremacists“) gelten und kaum Einfluß haben.

Der in Kalifornien aufgewachsene Rufo hingegen ist Stipendiat der „Heritage Foundation“, einer mächtigen neokonservativen Denkfabrik, und hat somit beste Verbindungen ins politische Establishment. Mittlerweile ist er als Direktor der „Initiative zur Critical Race Theory“ am „Manhattan Institute“ tätig, einer libertären New Yorker Denkfabrik. Kaum verwunderlich also, daß Rufos Kritik weniger beim anti-weißen Furor als vielmehr beim antiliberalen Grundkonsens der CRT ansetzt, dem er einen gemeinsamen Wertekanon entgegensetzen will. Diese Ideologie sei eine „existentielle Gefahr für die USA“ und „anti-amerikanisch“, ist sich Rufo sicher.