© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/21 / 13. August 2021

Meldungen

Sorge um Schlagkraft der afghanischen Armee 

WASHINGTON. Angesichts des Vorrückens der Taliban in mindestens fünf Provinzhauptstädte Afghanistans hat der Pressesprecher des Pentagon, John F. Kirby, erklärt, daß die Kämpfe „eindeutig nicht in die richtige Richtung“ gehen würden.  Verteidigungsminister Lloyd J. Austin III teile die Besorgnis anderer Nationen über die Situation. Dennoch glaube dieser, „daß die afghanischen Streitkräfte die Fähigkeit haben, auf dem Schlachtfeld einen großen Unterschied zu machen“, unterstrich Kirby. Austin habe jedoch auch betont, daß die USA Kabul „weiterhin“ mit den ihnen „zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen“ würden, „wo und wann immer dies möglich“ sei – „wohl wissend, daß dies nicht immer möglich sein“ werde. Diese Unterstützung umfaßt nach Regierungsangaben Luftangriffe mit B-52-Bombern und Lockheed AC-130 Spectre-Kampftransportflugzeugen. Kirby gab jedoch zu bedenken, daß die Regierung um den afghanischen Präsidenten Mohammad Ashraf Ghani „eine Reihe von Vorteilen“ habe, die die Dschihadisten „nicht“ hätten: „Die Taliban haben keine Luftwaffe, sie haben keinen eigenen Luftraum. Die Regierungstruppen haben viele Vorteile. Jetzt müssen sie diese Vorteile nutzen, um ihre Führungsrolle auszuüben. Und das muß sowohl von der politischen als auch von der militärischen Seite kommen.“ Immer wieder, so zum Beispiel bei der Eroberung der Stadt Sarandsch in der Provinz Nimrus, kritisierten Polizeikräfte oder auch Mitglieder der Provinzräte die mangelhafte und unkoordinierte militärische Unterstützung aus Kabul. Angesichts der Kritik hatte sich am Montag eine Gruppe führender Politiker, darunter der berüchtigte usbekische Marschall Abdul Rashid Dostum, der sich um seine Hochburg im Norden des Landes sorgt, sowie Präsident Ghani darauf geeinigt, unter maßgeblicher Mitwirkung Dostums eine „gemeinsame Kommandozentrale für die Streitkräfte des Volksaufstandes zu bilden, um sie im Kampf gegen die Taliban besser zu führen, auszurüsten und zu stärken“, so der afghanische Sender TOLOnews. Hoffnungen setzt Kabul zudem auf ein Treffen in Katar, bei dem bis zum 13. August Vertreter der USA, Chinas, Pakistans, Rußlands und der Vereinten Nationen eine „politische Lösung“ für Afghanistan ausloten sollen. (ctw)