© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/21 / 13. August 2021

Filmkritik
Eins, zwei, drei
Ost-West-Konflikt
Werner Olles

MacNamara (James Cagney), der Direktor der Coca-Cola-Filiale in West-Berlin Anfang der 1960er Jahre, will die süße Brause unbedingt auch in den Ostblockstaaten vertreiben, um dadurch zum Chef des gesamten europäischen Marktes befördert zu werden. Wendell P. Hazeltine (Howard St. John), Vorsitzender des Gesamtkonzerns in den USA, hat jedoch aus ideologischen Gründen nicht vor, sich auf Geschäfte mit den ihm verhaßten Kommunisten einzulassen. Er schickt seine Tochter Scarlett (Pamela Tiffin) nach Berlin, um die MacNamara sich kümmern soll, wovon dieser alles andere als begeistert ist. Tatsächlich macht Scarlett West-Berlin unsicher und heiratet schließlich sogar den überzeugten Jungkommunisten Otto Ludwig Pfiffl (Horst Buchholz). Ihr Vater möchte Otto natürlich schnellstmöglich wieder loswerden und läßt ihn durch eine üble Intrige als West-Spion von der Stasi festnehmen. Aber Scarlett ist inzwischen von Pfiffl schwanger, und so läßt MacNamara seine Beziehungen spielen, um Hazeltines ungeliebten Schwiegersohn aus den Fängen Ost-Berlins zu befreien. Pfiffl gibt schließlich aus Liebe zu Scarlett seine kommunistische Ideologie auf und wird von seinem Schwiegervater zum Direktor des Europäischen Marktes ernannt, während MacNamara in die Zentrale nach Atlanta versetzt wird, um den Coca-Cola-Handel in den USA wieder in Schwung zu bringen.

Billy Wilders in Berlin gedrehte Screwball-Komödie „Eins, zwei, drei“ („One, Two, Three“, USA 1961) ist eine aus vielen Witzen und ebensoviel Klamauk montierte Farce nach dem Bühnenstück von Ferenc Molnár aus dem Jahr 1929, angesiedelt vor dem Hintergrund des Ost-West-Konflikts in der Zeit kurz vor dem Mauerbau. Der grelle und makabre Filmspaß attackiert mit beißendem Spott nationale Vorurteile und Stereotypen, bringt sich mit diversen Plattheiten und Banalitäten jedoch um seine volle satirische Wirkung. Insgesamt ein Film, der erst bei seiner Wiederaufführung in den 1980er Jahren zum großen Publikumserfolg avancierte, gleichwohl auch nicht ansatzweise an Wilders Klassiker wie „Manche mögens heiß“, „Das verflixte 7. Jahr“, „Das Apartment“ und „Das Mädchen Irma la Duce“ heranreicht.

Als Bonus gibt es ein längeres Interview von Hellmuth Karasek mit dem Regisseur, kurze Begleitfilme mit Billy Wilder und Volker Schlöndorff sowie eine Bildergalerie.

DVD/Blu-ray: Eins, zwei, drei. Koch Media 2021, Laufzeit etwa 104 Minuten