© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/21 / 13. August 2021

Postkolonialismus: Es geht nicht um Versöhnung, sondern ums Geld
Weltkirchliche Irrtümer
(dg)

Mittlerweile zeichne sich immer klarer ab, daß der Umgang mit dem kolonialen Erbe zu den zentralen, die kommende Zeit bestimmenden „politisch-kulturellen Herausforderungen in den Beziehungen sich globalisierender Gesellschaften“ zählen werde. Das Ziel, für das sich insbesondere die katholische Kirche engagieren müsse, sei dabei die „Herstellung von versöhnten internationalen Beziehungen“ auf der Basis „weltkirchliches postnationalen Denkens“. So stellt sich zumindest Jörg Lüer, seit 2018 Geschäftsführer der Deutschen Kommission Justitia et Pax, die „Aufarbeitung“ der europäischen Kolonialgeschichte vor (Herder Korrespondenz, 7/2021). Daß es den ehemals Kolonisierten, denen er durch die Schaffung von „Lernorten“ wie der Wilhelmstraße 92, dem Ort der Berliner Konferenz zur Bismarck-Zeit, oder durch Vermittlung „vielfältiger historischer Prozesse“ den „Umgang mit gewaltbelasteter Vergangenheit“ erleichtern möchte, nicht um Erinnungspolitik, sondern handfest um Bares geht, kommt dem Kirchenmann nicht in den Sinn. Deshalb ist er gern bereit, in dieser „weltinnenpolitischen Auseinandersetzung“ die „Kolonialschuld“ der Europäer noch zu erhöhen: Auch für die „toxische Prägung“ durch den Rassismus, der heute in den multiethnischen ehemaligen Kolonien herrsche, seien Weiße verantwortlich. 


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