© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/21 / 13. August 2021

JF-Intern
Plötzlich zart statt hart
Moritz Schwarz

Das war „höchstens ein Pfitzen mit der Gerte und ein Puff mit der Faust!“ „‘Hau richtig drauf’, hat die Trainerin gerufen: Tierquälerei!“ Wie ein gewisses gallisches Dorf ist sich auch die JF-Redaktion nicht in allem einig. Und wie in diesem gibt es dann die Neigung, solche Dispute fast wichtiger zu nehmen als den gemeinsamen Kampf gegen die Römer ... Pardon, politischen Gegner. Das nicht nur, ob Räuchermännchen zur Weihnachtszeit Brauchtum oder Luftverpestung sind (JF 51/20), sondern regelmäßig wiederkehrend auch bei der Frage nach der unbeseelten Kreatur. 

Wie jüngst im – zu angeblich „verstörenden Bildern“ (Tagesspiegel) hochgejazzten – Fall der Olympionikin Annika Schleu, die in Tokio ob ihres sturen Gauls eben mal zur Gerte griff. Aber auch wenn es um einsame Problembären („Bruno“), invasive Wölfe oder – ganz besonders – Eisbärbabys („Knut“) geht, schlägt speziell einem Kollegen mit Piratenohrring und verwegener Tätowierung das wilde Männerherz milder: „Tiere sind die besseren Menschen“, verkündet er samtweich in seiner Lederkluft, in der er heute abend seinen Feuerstuhl besteigt, um den Heavy-Metal-Donner zu spüren. Waffenbrüderlich unterstützt von unserer Kollegin vom Außeneinsatz (etwa bei gewalttätigen Antifa-Demos), die ursprünglich Polizistin werden wollte, bevor sie sich einst doch für das harte Geschäft als Bild-Reporterin entschied.

Mokant hebt man die Augenbraue ob so viel Gefühligkeit sonst taffer Typen; läßt sie das aber – psst! – spöttisch zwinkernd nicht sehen.