© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/21 / 13. August 2021

Kabinenklatsch
„D“ ist nur noch Mittelmaß
Ronald Berthold

Beginnen wir mit einem Blick aufs Wochenende. Die Genügsamen sagen: Endlich wieder Zuschauer in den Bundesliga-Stadien. Ich sage: Es sind viel zu wenige. Laßt die Arenen endlich wieder voll sein! Aber dann werde Corona viele töten, sagen die Pessimisten. Ja, das phantasieren Angstmacher wie Karl Lauterbach tatsächlich herbei. Die vollen EM-Stadien in London und Budapest waren eine Provokation für Stubenhocker, die sich in der Isolation eingerichtet haben und diese auch für den Rest herbeisehnen. Leute, steigt in den Keller, und kommt raus, wenn euch danach ist. Ich werde jetzt mal förmlich: Laut offiziellen Angaben wurden im Zusammenhang mit den vier EM-Spielen in München fünf Personen positiv getestet. Fü-hünf! Aber wer läßt sich schon durch Fakten seine Vorurteile kaputtmachen? Politiker, Journalisten und Lauterbach-Jünger niemals!

Nun noch ein Rückblick auf Olympia. Seit 1952, als nur eine Rumpfmannschaft antrat, gab es noch nie so wenige Medaillen für Deutschland, das jetzt „Team D“ heißt. Seit der Umbenennung ist es ähnlich erfolglos wie „Die Mannschaft“ im Fußball. Platz 9 im Medaillenspiegel – die Sportnation, die 1992 noch Zweiter und 1996 Dritter und seit sieben Jahrzehnten nie schlechter als Platz 6 war, ist Mittelmaß. Irgendwie geht hier alles den (Thomas) Bach runter. Nomen est omen. Eine Medaille hätte es mehr sein können, wäre die Fünfkämpferin Annika Schleu nicht an einem unwilligen Pferd gescheitert. Tierquälerei, schallte es landauf und landab, als sie die Gerte einsetzte. Kann man so sehen. Aber im Land der Unehrgeizigen ist der Schritt vom Tierschutz zum Menschenhaß nicht weit, wie Haßmails an die Sportlerin zeigen. Wir leben ja schließlich in „D“.