© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/21 / 20. August 2021

Verschärfte Corona-Maßnahmen
Halbgötter in Berlin
Ulrich van Suntum

Ungeimpfte werden jetzt richtig unter Druck gesetzt. Bundesregierung und Ministerpräsidenten wollen sie ab dem 11. Oktober weitgehend vom öffentlichen Leben ausschließen. Nur mit aktuellem Corona-Test auf eigene Kosten sollen sie noch Restaurants oder Veranstaltungen besuchen dürfen. Das träfe derzeit etwa ein Viertel der 18- bis 59jährigen. Damit wird praktisch ein indirekter Impfzwang eingeführt, was bisher von der Politik immer ausgeschlossen worden war.

Gesundheitsminster Spahn und Kanzleramtsminister Braun hatten sogar mehrfach versprochen, daß alle Maßnahmen enden würden, wenn erst einmal alle Bürger ein Impfangebot hätten. Das ist auch logisch, denn dann gibt es keine Begründung mehr dafür: Ungeimpfte können nur andere Ungeimpfte gefährden, und dagegen kann sich inzwischen jeder durch freiwillige Impfung selbst schützen. Junge und Gesunde haben ohnehin auch im Infektionsfall wenig zu befürchten. Es ist daher für sie durchaus rational, die Risiken sorgsam abzuwägen und sich gegebenenfalls gegen eine Impfung zu entscheiden.

Politiker haben auch gar kein Recht, Bürger „vor sich selbst zu schützen“. Sie sind Diener, nicht Vormund des Volkes. Am 26. September haben die Wähler Gelegenheit, dies den Halbgöttern in Berlin ins Gedächtnis zu rufen.






Prof. Dr. Ulrich van Suntum lehrte von 1995 bis 2020 Volkswirtschaft an der Universität Münster.