© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/21 / 20. August 2021

Vortrag der Woche
Die Truppe belehren
Björn Harms

Daß mittlerweile auch die Institutionen der Bundesrepublik zunehmend vom „woken“ Zeitgeist unterwandert werden, ist wohl keine Neuigkeit mehr. Zuletzt beklagten sich Autoren des Mitarbeitermagazins des Auswärtigen Amtes (AA) InternAA darüber, daß die Behörde zu weiß und zu männlich sei. „Weiße Privilegien“ seien zu hinterfragen und struktureller Rassismus zu bekämpfen. Doch auch die Bundeswehr will offenbar nicht hintanstehen. In der vergangenen Woche lud die Flugabwehrraketengruppe 61 eine „ausgewiesene Expertin“ ein, wie die „Bundeswehr in Schleswig-Holstein“ auf ihrer Facebook-Seite verkündete, um die Soldaten über Rassismus zu belehren: die Vizepräsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtags, Aminata Touré von den Grünen. Touré gilt als eine der entschiedensten Vertreterinnen der Identitätspolitik in Deutschland. Sie forderte in zahlreichen Interviews Migrantenquoten und kritisierte mehr als einmal den strukturellen Rassismus, der hierzulande grassiere. Offenbar fruchtete der Vortrag von Touré. Als sich in den Facebook-Kommentaren bei einigen Nutzern der Frust darüber entlud, daß sich auch die Bundeswehr einer „Staatserziehung à la DDR“ hingebe und daß man sich Identitätsvernarrten anvertraue, die Menschen wieder nach Hautfarben sortierten, hatte die Bundeswehr die passende Antwort wie aus dem Antirassismus-Lehrbuch parat: Einen Rassismus gegen Weiße könne es in weißen Mehrheitsgesellschaften niemals geben, schrieb Klaas vom Social-Media-Team der Truppe. Damit schloß er sich unwidersprochen einer Rassismusdefinition an, die aus der „Critical Race Theory“ stammt und die auch von Touré vertreten wird. Dem universal-europäischen Rassismusbegriff, wonach jegliche Diskriminierung aufgrund von äußeren Merkmalen rassistisch ist, kehrt man also auch bei der Bundeswehr zunehmend den Rücken zu.