© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/21 / 20. August 2021

Deutsche Staatsbeteiligung an der Lufthansa wird zurückgefahren
Ein einträgliches Geschäft
Jörg Fischer

Im Frühjahr 2020 geriet die Lufthansa coronabedingt in eine Existenzkrise: Das Passagieraufkommen brach radikal ein und die boomende Luftfracht konnte die Verluste nicht ausgleichen. Tausende Stellen waren bedroht. Der niedrige Aktienkurs hätte ausländischen Konkurrenten oder Hedgefonds einen billigen Einstieg ermöglicht. Deshalb entschied sich die Bundesregierung – entgegen dem Rat von Marktwirtschaftlern und grünen Klimapanikern – für eine staatliche Rettung durch den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF): 5,7 Milliarden Euro wurden als stille Einlage gewährt und für 300 Millionen Euro wurden 29,9 Millionen Lufthansa-Aktien erworben.

Die Lufthansa-Töchter Swiss/Edelweiss, AUA und Brussels Airlines erhielten von der Schweiz, Österreich und Belgien Staatshilfen. Auch Air France-KLM, Singapore Airlines, Cathay Pacific (Hongkong), ANA (Japan) sowie das US-Quartett American, Delta, United und Southwest wurden mit staatlichen Milliardenbeträgen gestützt, schließlich sind nationale Luftfahrtgesellschaften systemrelevant. Und anders als beim Einstieg in die Commerzbank 2008/09, wo im Zuge der Weltfinanzkrise und auch danach Milliarden Euro an Steuergeldern verbrannt wurden, hat sich die Lufthansa-Rettung auch für die Steuerzahler gelohnt: Die 20prozentige WSF-Beteiligung an der Lufthansa ist durch den wieder gestiegenen Flugverkehr inzwischen etwa eine Milliarde Euro wert. Dieser Anteil soll nun in den nächsten Wochen auf 15 Prozent reduziert werden – und das könnte je nach Aktienkurs bis zu 200 Millionen Euro einbringen. Hinzu kommen die – nicht vollständig in Anspruch genommenen – stillen Einlagen des WSF, die bis 2022 mit vier Prozent und danach noch höher verzinst werden.

Die Lufthansa-Beschäftigten und -Aktionäre können aufatmen. Aber wie lange? Die Passagiere sind in Scharen zurückgekommen. Das Corona-Ansteckungsrisiko ist dank klarer Regeln geringer als in überfüllten Bussen oder U-Bahnen. Die Luftfracht wächst weiter. Doch politisch ziehen in Deutschland und der EU dunkle Gewitterwolken auf. Flugzeuge gelten als „Klimasünder“, für manche ist der Luftverkehr sogar der größte „Klimakiller“ – obwohl dieser keine drei Prozent der menschengemachten CO2-Emissionen ausmacht. Die nächste Lufthansa-Krise ist daher vorprogrammiert.