© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/21 / 20. August 2021

Filmkritik Vita & Virginia
Liebe unter Frauen
Werner Olles

England im Jahr 1922. Die erfolgreiche Autorin Vita Sackville-West (Gemma Arterton) lebt mit ihrem Ehemann Harold Nicolson (Rupert Penry-Jones) in einer sehr freizügigen Beziehung. Die beiden sind bisexuell, und vor allem Vita lebt ihre Neigung zu anderen Frauen bereits seit ihrer Jugend aus. Nachdem sie den Roman „Mrs. Dalloway“ der Schriftstellerkollegin Virginia Woolf (Elizabeth Debicki) gelesen hat, ist sie fest entschlossen, diese näher kennenzulernen. Dies passiert auf einer Feier, und die beiden Autorinnen schreiben sich seitdem regelmäßig, weil sie erkannt haben, daß sie Seelenverwandte sind. Zudem sind Virginia und ihr Mann Leonard (Peter Ferdinando), die eine eher problematische Ehe führen, auch Verleger, und so läßt Vita ihre Bücher von ihnen herausbringen.

Die Bindung zwischen den Frauen wird mit der Zeit intensiver. Vita gesteht Virginia schließlich, daß sie mehr als nur Freundschaft für sie empfindet, doch diese ist damit zunächst überfordert. Da es in Virginias Ehe jedoch immer wieder zu Krisen kommt, entsteht bald eine erotische Beziehung zwischen den beiden Frauen. Sie leben gemeinsam in Vitas Haus, ihre Ehemänner tolerieren das Verhältnis, solange es nicht an die Öffentlichkeit gelangt. Virginia, die an chronischen Nervenzusammenbrüchen und schweren Neurosen leidet, profitiert vor allem gefühlsmäßig, aber auch gesundheitlich von der Beziehung mit Vita. Diese hat allerdings Probleme damit, treu zu sein, und freundet sich mit einer anderen Frau an, was Virginia nicht verborgen bleibt. Leonard Woolf befürchtet, daß seine labile Frau Selbstmord begehen könnte …

Chanya Buttons „Vita & Virginia“ (2018) ist ein auf historischen Tatsachen beruhendes Melodram, das die Geschichte zwischen den englischen Schriftstellerinnen Victoria Mary Sackville-West, genannt Vita, und Virginia Woolf erzählt, basierend auf den zahlreichen Briefen, die sich die beiden im Laufe ihrer jahrelangen Beziehung schrieben. Produziert und inszeniert von Frauen, ist „Vita & Virginia“ jedoch kein typisch feministischer Film, sondern eher ein historisches Zeitporträt über zwei prominente Frauen aus dem Künstler- und Intellektuellenmilieu der 1920er und 1930er Jahre.

Als Bonus enthält die DVD ein 55minütiges Interview mit den Hauptdarstellerinnen Gemma Arterton und Elizabeth Debicki sowie der Regisseurin Chanya Button.

DVD/Blu-ray: Vita & Virginia. Koch Media 2021, Laufzeit etwa 105 Minuten