© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/21 / 20. August 2021

Blick in die Medien
Schräges Bild
Tobias Dahlbrügge

Die Bild zockt mal wieder ein doppeltes Spiel. Einerseits schenkt die größte Boulevardzeitung den Genderisten tüchtig ein, anderseits – hinter dem Rücken des klassischen Print- und Webseiten-Lesers – umgarnt Springers Flaggschiff den Diversity-Zeitgeist.

So nahm sich Julian Reichelts Blatt beispielsweise einen Vorstoß des notorischen ehemaligen „ProfX“ für „Gender-Studies“, Lann Hornscheidt, zur Brust, der sich die neue Endung „-ens“ ausgedacht hat: Statt „Käufer“ soll es dann „Käufens“ heißen. 

Die zunehmende Gender-Sprache der Öffentlich-Rechtlichen haut Bild ebenfalls seit Wochen meinungsstark in die Tonne – „Millionen Zuschauer von ARD und ZDF sind irritiert“ – und bemängelt: „Immer seltsamere Blüten!“ 

Auch seine Kritik an der Erhöhung des Rundfunkbeitrags untermauert Bild-Chefreporter Peter Tiede unter anderem mit dem „Gender-Gaga“ der Anstalten.

Gleichzeitig huldigt das Boulevardblatt ranschmeißerisch der LGBTQI-Szene.

Doch konsequent ist das nicht, denn auf den Facebook- und Instagram-Kanälen Queer Bild huldigt das Blatt ranschmeißerisch der LGBTQI-Szene. Mit Regenbogen- und Transgenderfahnen bejubelt die Redaktion, daß die RTL-Tanzshow „Let’s Dance“ eine „Vorreiterrolle in Sachen Diversität im deutschen TV“ habe, und postet Videos von jeder Pride-Demo sowie vom „Queer Liberation March“ in New York, einem Aufmarsch der Gender-Aktivisten.

Neben einer Homestory über die schwule Kunstfigur Harald Glööckler beklatscht Queer Bild die Erfolge nicht heterosexueller Athleten bei Olympia: „Insgesamt holten offen lesbische, bisexuelle, schwule und Trans*-Sportler 11 Gold-, 12 Silber- und 9 Bronzemedaillen.“ 

Außerdem freut sich die Regenbogenausgabe für die erhofften künftigen Digital-Abonnenten: „Mit einer Richterin aus Vermont hat US-Präsident Joe Biden zum ersten Mal eine offen lesbische Kandidatin für ein Amt als Richterin an einem Bundesgericht nominiert.“

Kann sein, daß hier zwei unterschiedlich gepolte Redaktionen unabhängig voneinander agieren. Oder verschaukelt Reichelt seine „Zeitungs-Käufens“ geschickt nach dem Motto „Rechts blinken, links abbiegen“?