© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/21 / 20. August 2021

Deutsch-Südwestafrika: Eine Milliarde Euro für Entschädigung reichen nicht
Keinen Schlußstrich ziehen
(ob)

Nach langjährigen Verhandlungen haben sich Namibia und Deutschland auf ein „Versöhnungsabkommen“ angesichts des „Völkermords“ in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika geeinigt. Für den Freiburger Politologen Reinhart Kößler grenzt das Abkommen, das eine moralische Verantwortung anerkennt, aber immer noch eine rechtliche ausschließt, nahezu an Verhöhnung der Opfer. Die Nachfahren der nach 1904 von den militärischen Strafaktionen der kaiserlichen Schutztruppe betroffenen Nama und Ovaherero hätten deswegen zu Recht entschieden, gegen das Abkommen sowie gegen die über einen Zeitraum von 30 Jahren gestreckte Auszahlung von 1,1 Milliarden Euro zur „Förderung der Versöhnung“ Front zu machen (Konkret, 7/2021). Auch für Kößler, der mit der monströsen Zahl von über 100.000 Opfern operiert, die ihren „antikolonialen Widerstand“ mit dem Leben bezahlt hätten, soll der Kampf um „Reparationen“ weitergehen. Zusammen mit „namibischen Akteuren der Opfergruppen“ seien die mit ihnen eng vernetzten „zivilgesellschaftlichen Gruppierungen in Deutschland“ dazu aufgerufen, „ihren Teil dazu beizutragen, die Forderung nach einer angemessenen Entschädigung gegen die Interessen der Bundesregierung weiterhin auf die Tagesordnung zu setzen“. 


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