© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/21 / 20. August 2021

Frisch gepreßt

Westwall. „Den Westwall des Jahres 1940 gab es in den Zeiträumen 1944 und 1945 bei weitem nicht mehr. So konnte sich die Verteidigungsanlage gegen Ende des Zweiten Weltkrieges auch nicht mehr bewähren!“ So lautet das Fazit des Saarländer Landeskundehistorikers Dieter Robert Bettinger, der mit seinem Buch den Bau dieser Befestigungsanlage an der Westgrenze des Deutschen Reiches schildert. Dabei stellt er eingangs fest, daß in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch einmal die große Stunde der Verteidigungsanlagen in Europa schlug. Erinnert sei beispielsweise noch an die französische Maginot-Linie, die Mannerheim-Linie in Finnland oder die Metaxas-Linie in Griechenland. Um sich nach dem Ersten Weltkrieg gegen mögliche Angriffe zu schützen, reiften in Deutschland schon früh Pläne für den Bau umfassender Befestigungen. In seiner reich bebilderten Chronik zeichnet Bettinger den Prozeß von der Idee bis zur Fertigstellung des Westwalls nach. Dazu vergleicht er dessen Bau auch mit dem anderer Anlagen im Osten des Reiches („Ostwall“). Die Fotos, Gebäudepläne, Skizzen und Landkarten vermitteln dem Leser anschaulich einen Eindruck von den Festungsanlagen, die weit umfangreicher waren, als die Betonhöckerlinien, die den meisten Deutschen damals als Sperranlagen vor Augen standen, sondern ein ausgeklügeltes verdecktes Artilleriesystem mit Bunkern und Kasematten umfaßten. (ag)

Dieter Robert Bettinger: Der Bau der deutschen Westbefestigungen in den Jahren 1936–1940 und ihre Zerstörung nach dem Zweiten Weltkrieg. Helios Verlag, Aachen 2020, gebunden, 306 Seiten, Abbildungen, 49,90 Euro





Sprachrahmen. Der Begriff Framing stammt vom englischen Wort „frame“ (Rahmen). Daß unsere Sprache sich immer in einem gewissen Deutungsrahmen abspielt, ist zunächst nichts Ungewöhnliches. Problematisch ist aber die Entwicklung der vergangenen Jahre. „Framing“ erscheint immer mehr als „sprachliche Manipulationstechnik“ im politischen Diskurs, schildert der Sprachwissenschaftler Holger Schmitt, der sich der „Brille“ der Linken widmet. So werden Begriffe wie „Nazi“ umgedeutet und als Waffe gegen politische Gegner angewandt, andere Worte wie „Rasse“ sollen nach ihrem Willen hingegen ganz aus unserem Vokabular verschwinden. Auch ideologiefreie Ausdrücke wie „Populist“ oder „Haß“ scheinen nach linkem Framing nur noch Facetten konservativer Positionen zu sein. Schmitt nimmt sich zahlreiche künstlich polarisierte Begriffe zur Brust und zeigt die Diskrepanz zwischen der heutigen Besetzung des Wortes und dem ursprünglich damit Gemeinten auf. Tabellarisch führt er auf, von wem und in welcher Häufigkeit bestimmte Worte heute zu finden sind und ermutigt den Leser damit zu klarer Sicht statt politisch korrekter Framing-Brille. (zit) 

Holger Schmitt: Das Framing der Linken. Von „Umverteilung“, „Diversität“ und „Nazis“. Gerhard Hess Verlag, Bad Schussenried 2021, broschiert, 229 Seiten, Abbildungen, 16,80 Euro