© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/21 / 20. August 2021

Kabinenklatsch
Wartet ein Neubeginn?
Ronald Berthold

Wissen Sie noch, was zuletzt geschah, als ein Fußballverein in Deutschland zehnmal hintereinander Meister wurde? Genau, die Revolution brach aus, das System ging unter. Nach dem BFC Dynamo in der DDR schickt sich nun der FC Bayern München an, das Kunststück zu wiederholen – also den zehnten Titel zu erringen. Ob danach wieder alles neu wird? Die Chancen stehen nicht schlecht, daß die Serie der Bayern gebrochen wird. 

Sie haben uns den besten Torjäger aller Zeiten geschenkt. Das bleibt trotz Lewandowski der „Bomber der Nation“, unser Gerd Müller. Mit ihm starb nun eine Legende, und wir verneigen uns in der Stunde des Abschieds noch einmal vor einem ganz Großen. Später spielten Didi Hamann und Lothar Matthäus für die Münchner. Die beiden sind heute gefragte Experten. Diesmal sehen sie nicht Bayern vorn. Der erste Spieltag nährt Hoffnung, daß die Langeweile vorbei ist. Wie Borussia Dortmund bis zur letzten Minute durchs Stadion, Eintracht Frankfurt aus demselben fegte und Bayern nur mit Glück einen Punkt in Gladbach holte, könnten Zeichen dafür sein. Bei den anderen DDR-Klubs hieß es seinerzeit, wenn es gegen den Stasi-Klub ging: „Wir begrüßen den BFC Dynamo und seinen Schiedsrichter!“ Nun sind die Bayern beileibe nicht wegen Schiri-Entscheidungen so oft Meister geworden. Aber daß sie die Unparteiischen durchaus auf ihrer Seite haben, mag mancher nach dem ersten Spiel gedacht haben. Ob eine zehnte Meisterschaft in Folge auch ein schlechtes Omen für das System sein könnte, in dem wir gut und gerne leb(t)en? Wohl kaum. Aber wenn uns die Hoffnung auf einen Neuanfang in der Bundesliga bleibt, wäre das ja wenigstens auch mal was …