© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/21 / 27. August 2021

Corona: Diskussionen über 2G
Zur Normalität zurückkehren
Ulrich van Suntum

Die Regierung tut so, als drohe weiterhin eine tödliche Seuche. Von 3G geht es rapide in Richtung 2G, das heißt, zunehmend haben nur noch Geimpfte und Genesene Zugang zum öffentlichen Leben. Dabei sind sie ebenfalls potentiell ansteckend, wenn auch selbst besser geschützt, wie eine aktuelle Oxford-Studie erneut belegt. Sogar 1G droht am Horizont, denn die Immunität der Genesenen ist ja nur zeitlich begrenzt. In New York und einigen Ferienparadiesen wie Thailand ist es schon soweit. Das dürften sich Söder, Lauterbach und Co. wohl bald zum Vorbild nehmen. 

Viel Sinn hat es freilich nicht. Denn Covid-19 hat seinen Schrecken inzwischen weitgehend verloren. Wer sich dagegen schützen will, ist längst geimpft. Unter den täglich rund 2.600 Sterbefällen in Deutschland waren zuletzt nur noch durchschnittlich sechs Covid-Tote. Zwar steigen die Neuinfektionen an, aber sie betreffen hauptsächlich junge Menschen mit intaktem Immunsystem. Auch ungeimpfte Kinder sind kaum gefährdet: Seit Ausbruch der Pandemie gab es insgesamt nur 23 Todesfälle unter 20 Jahren, keiner davon ohne Vorerkrankungen. Damit ist Covid-19 nicht mehr gefährlicher als die normale Grippe. Zudem gibt es viele andere Infektionskrankheiten, wie Masern, an denen weltweit rund 200.000 Menschen jährlich sterben. Soll auch dagegen demnächst ein Impfausweis im Theater vorgelegt werden? Es wird Zeit, zur Normalität zurückzukehren.    






Prof. Dr. Ulrich van Suntum lehrte von 1995 bis 2020 Volkswirtschaft an der Universität Münster.