© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/21 / 27. August 2021

„Ich halte den Kopf hin“
Umfrage: Fast die Hälfte der Deutschen wünscht sich den Rücktritt der Verteidigungsministerin und des Außenministers
Felix Krautkrämer

Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) begann die Woche mit einem klaren Bekenntnis. „Was immer da vor Ort passiert: Ich halte den Kopf hin“, sagte sie Bild-TV und verknüpfte damit ihre politische Zukunft mit dem Verlauf des derzeitigen Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr. 

Wenn es allerdings nach dem Willen vieler Deutscher ginge, sollte Kramp-Karrenbauer wegen des Afghanistan-Desasters bereits jetzt Konsequenzen ziehen und zurücktreten. Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa im Auftrag der JUNGEN FREIHEIT stimmten 47 Prozent der Befragten der Aussage zu: „Annegret Kramp-Karrenbauer sollte aufgrund des Umgangs der Bundesregierung mit der Situation in Afghanistan als Verteidigungsministerin zurücktreten.“ 25 Prozent lehnten dies ab, 21 Prozent waren unentschieden und acht Prozent machten keine Angaben. Lediglich Unions-Wähler lehnen die Aussage mit einer relativen Mehrheit ab (42 zu 37 Prozent).

Nur wenig besser sahen die Zustimmungswerte für Außenminister Heiko Maas (SPD) aus. Auch hier war eine relative Mehrheit von 42 Prozent der Meinung, Maas solle wegen der Afghanistan-Krise seinen Hut nehmen. 26 Prozent sahen dies anders, 24 Prozent antworteten mit „weiß nicht“ und acht Prozent äußerten sich nicht. Nur SPD-Wähler lehnen die Aussage mit einer knappen relativen Mehrheit ab (40 gegenüber 36 Prozent). Je älter die Befragten sind, desto häufiger stimmen sie zu, daß Maas zurücktreten sollte: Die Werte steigen von 32 (18 bis 29 Jahre) auf 49 Prozent (ab 60 Jahre).

Insgesamt sehen die Deutschen die Bilanz des 20jährigen Afghanistan-Einsatzes, bei dem 59 deutsche Soldaten ihr Leben ließen, mehrheitlich negativ. So vertrat die Hälfte der Befragten (50 Prozent) die Ansicht, der Einsatz sei alles in allem nicht sinnvoll gewesen. Ihnen standen 23 Prozent entgegen, die sich hinter das deutsche Afghanistan-Engagement stellten. 20 Prozent waren bei der Frage nach der Sinnhaftigkeit unentschlossen und sieben Prozent wollten sich nicht äußern.

Beim Blick auf die Parteipräferenz bietet sich ein ähnliches Bild. Von CDU bis Linkspartei sahen die Anhänger aller im Bundestag vertretenen Parteien den Einsatz mit einer relativen Mehrheit kritisch. Unter den Wählern der Union war dies mit 46 Prozent (bei 37 Prozent, die den Einsatz für sinnvoll halten) noch der niedrigste Wert. Am deutlichsten hingegen war die Ablehnung mit 68 Prozent (bei 17 Prozent Zustimmung) bei der AfD, gefolgt von der Linkspartei (59 zu 19 Prozent) und der FDP (56 zu 25 Prozent). Und auch bei der SPD, die den Einsatz über 20 Jahre mitgetragen hatte, überwog mit 52 Prozent (bei 26 Prozent Zustimmung) der Anteil derer deutlich, die den Sinn des Einsatzes bezweifelten.