© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/21 / 27. August 2021

Prognose der Woche
Draußen vor der Tür?
Christian Vollradt

Armin Laschets Postfach für Hiobsbotschaften dürfte schon überquellen. Es läuft nicht gerade rund für den Spitzenkandidaten der Union, der sich – so unkte sein christsozialer Freind Markus Söder – ins Kanzleramt schlafwageln will. Doch mal lachte Laschet an unpassender Stelle (Hochwassergebiet), mal wurde er ausgelacht (Tesla-Chef Elon Musk), dann wieder machte sich der Aachener Karnevallero zum Gespött des Internets, als er die 1977 entführte und von der GSG 9 befreite Lufthansa-Boeing vom östlichen Afrika ins östliche Bayern verlegte (die Maschine hieß „Landshut“, die Entführung endete aber nicht dort, sondern in Mogadischu). Anfang der Woche dann der nächste Tiefschlag: „Laschet verpaßt Einzug in den Bundestag“, prognostiziert eine Berliner Kommunikationsagentur. Die Politikberater von Johanssen + Kretschmer wollen anhand von zusammengeführten Wahlumfragen zu Erst- und Zweitstimmen herausgefunden haben, daß laut aktueller Prognose die CDU in Nordrhein-Westfalen bei der Bundestagswahl in einem Monat 37 der 64 Wahlkreise gewinnt. Damit werde die CDU-Landesliste im bevölkerungsreichsten Bundesland nicht zum Tragen kommen. Weil Noch-Ministerpräsident Laschet – anders als die Konkurrenten Olaf Scholz (SPD) und Annalena Baerbock (Grüne), die beide im selben Wahlkreis in Potsdam antreten – auf eine Kandidatur in einem Wahlkreis verzichtet hatte, würde ihm in diesem Fall sogar sein Listenplatz 1 nichts nützen. Was die Auguren der Berliner Agentur sonst noch ermittelten? Daß, nicht überraschend, der 20. Bundestag einen neuen Masserekord aufstellen wird (Prognose: 769 Abgeordnete, also ein Plus von 60 Mandaten gegenüber dem aktuellen). Und daß Laschet trotzdem Kanzler werden kann. Kurt Georg Kiesinger (CDU) schaffte es 1966 ja auch ohne Mandat.