© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/21 / 27. August 2021

Meldungen

Goldbasiertes Kryptogeld und digitaler Renminbi?

KÖLN. Der Ökonom Thomas Mayer sieht das Weltwährungssystem „in eine neue Phase des wertinstabilen Papiergelds“ rutschen. Geld funktioniere noch als Transaktions- und Recheneinheit, aber die „Funktion als Wertaufbewahrungsmittel ist durch die Negativzinsen und die steigende Inflation praktisch zerstört“, erklärte der Chef des Kölner Flossbach von Storch Research Institute in der Wirtschaftswoche. Damit sei zwar der Boden für ein alternatives Geldsystem bereitet, doch die Staaten würden sich darüber nicht einigen können. „Die beste Versicherung gegen die Risiken und Auswüchse des Papiergeldsystems ist Gold.“ Denkbar seien etwa goldbasierte private Kryptowährungen, die über Blockchain gehandelt werden, meinte der frühere Chefvolkswirt der Deutschen Bank. Auch die Goldkäufe der Notenbanken würden zunehmen: „Was sollen sie in Zeiten von Null- und Negativzinsen denn sonst als werthaltige Reserven kaufen?“ Gleichzeitig plane China, mit einem digitalen Renminbi das Dollar-dominierte internationale Zahlungssystem zu umgehen: „So wie die USA schon jetzt Dollargeschäfte mit dem Iran verbieten, könnten sie auch sagen: Man darf keine Dollar mehr von China annehmen, sonst gibt es Sanktionen“, erläuterte Mayer. (fis)

 flossbachvonstorch-researchinstitute.com





Mehr Schienenverkehr scheitert an den Gleisen

DRESDEN. Zur Entlastung der Straßen und zur Erfüllung der politischen Klimapläne soll der Güter- und Personenverkehr umfassend auf die Schiene verlagert werden (JF 33/21). Doch das wäre selbst 1955, als es in der Bundesrepublik noch 37.551 und in der DDR noch 16.134 Streckenkilometer gab, kaum möglich gewesen. Im heutigen Deutschland gibt es nur 38.394 Kilometer Gleise – 15.291 Kilometer wurden abgebaut. Im Westen erfolgten die Stillegungen (10.724) vorrangig während des Wirtschaftswunder-Booms, im Osten (4.567) nach der Wiedervereinigung, heißt es in einer aktuellen Studie von Dresdner Ökonomen (ifo Dresden berichtet 4/21). Zwischen 1994 und 2020 wurden nur 900 Kilometer im Personen- und 300 Kilometer im Güterverkehr reaktiviert. Das war häufig schneller realisierbar als ein kompletter Streckenneubau, aber „Kosten und Nutzen von Bahnstreckenreaktivierungen müssen in jedem Einzelfall sorgfältig geprüft werden“. (fis)

 www.ifo.de





Zahl der Woche 

Von 1,9 auf 2,2 Prozent ist die Inflationsrate im Euroraum angestiegen. Im Juli 2020 hatte der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) des Statistischen Amts der EU lediglich bei 0,4 Prozent gelegen. Inflationsspitzenreiter war Estland (4,9 Prozent), gefolgt von Litauen (4,3), Luxemburg (3,3), Deutschland (3,1) und der Slowakei (2,9). Die geringsten Preissteigerungen verzeichneten Belgien (1,4), Portugal (1,1), Italien (1,0), Griechenland (0,7) und Malta (0,3). Quelle: Eurostat