© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/21 / 27. August 2021

Zeitschriftenkritik: Vatican Magazin
Von Heiligen und dem Papst
Werner Olles

Auf dem Titelblatt des aktuellen Vatican Magazins (August/September 2021) ist das Antlitz eines Mannes zu sehen, den manche Leser nicht kennen dürften: Charles de Foucauld, der „Wüstenheilige“, der nun mit Johannes Paul II. und Mutter Teresa als „dritte wirkmächtige Gestalt der jüngeren Kirchengeschichte“ anerkannt wird. 1858 in Straßburg in einem großbürgerlichen Milieu geboren, ist ihm eine militärische Karriere vorbestimmt. Doch der Tod seines Großvaters und ein Erbe von 840.000 Goldfranken läßt ihn jeden Halt verlieren. Er ist Dauergast in Bordellen und teuren Restaurants, dann jedoch treibt es den Dandy plötzlich in Kirchen, irrlichternd zwischen Zweifel und Glauben feiert er Weihnachten 1888 in der Geburtsgrotte in Bethlehem. 1901 wird er zum Priester geweiht und geht nach Béni Abbès, einem Dorf in der algerischen Sahara, kauft Sklaven frei, kümmert sich um Arme und Kranke. In Tamanrasset, einer trostlosen Beduinenregion, lernt er die Sprache der Tuareg und verfaßt ein zweitausendseitiges Wörterbuch ihrer Sprache. Im Dezember 1916 wird Foucauld von einer Bande aufständischer Tuareg in seiner Einsiedelei am Rande der algerischen Wüste ermordet und verscharrt. Heute berufen sich zahlreiche Ordensgemeinschaften auf den Märtyrer, dessen große Sehnsucht es war, Muslimen Christus nahezubringen. Dafür nahm er ein Leben in Armut, Selbstvergessenheit, Demut und missionarischer Ergebenheit auf sich.

Der Romancier Martin Mosebach geht hart ins Gericht mit den skandalösen Maßnahmen von Papst Franziskus anläßlich dessen Verbot, die Messe im lateinischen Ritus in Pfarrkirchen zu feiern, der Genehmigungspflicht für ihre Zelebration und der Verpflichtung von Priestern, die Erlaubnis direkt im Vatikan zu beantragen. Für Franziskus ist die Tradition der römisch-katholischen Kirche der Feind. Dabei nimmt er keine Rücksicht auf seinen Vorgänger und dessen „Motu proprio“ vom Juli 2007. Es ist ihm anscheinend ein Greuel, daß eine junge Generation zur Tradition zurückkehrt, die Messen und Priesterseminare der traditionalistischen Gemeinschaften gut besucht sind, während die Seminare und Gottesdienste der Konzilskirche verwaisen. „Die Tradition steht über dem Papst, besonders die tief im ersten christlichen Jahrhundert verwurzelte alte Messe ist der Verbotsgewalt eines Papstes grundsätzlich entzogen“, schreibt Mosebach. Franziskus solle sich besser um die Mißbrauchskrise und die schlimme Lage der chinesischen Katholiken unter dem dortigen Terrorregime kümmern. Die Erinnerung an die vergangenen 2000 Jahre lasse sich durch ein Machtwort nicht auslöschen, „solange noch in irgendeiner Garage eine lateinische Messe zelebriert wird“.

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